Ein Blick hinter die Kulissen des .. . - tja, im TV-Zeitalter nach "Big Brother" hat man sich an Einblicken fast sattgesehen. Ob nun Prolodisko, Möbel- oder Krankenhaus: Überall fahnden Reporter-Teams nach den rührig rotierenden kleinen Rädchen, die dabei für manches Aha-Erlebnis gut sind.
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Mit der Wiener Staatsoper als Observationsobjekt ist Servus TV nun ein Coup gelungen (jeden Mittwoch ab 21.15 Uhr). Erstens könnte die Diskrepanz zwischen Benutzeroberfläche und Arbeitshintergrund nirgends größer sein als im Geschäft mit der großen Bühnen-Illusion. Und zweitens steht hier mit Direktor Ioan Holender ein Mann im Zentrum, der - wie einst Hardrocker Ozzy Osbourne in seiner Doku-Soap - nicht nur über ein markantes Profil verfügt, sondern auch um den Reiz der Selbstironie weiß. So bürgt dann auch Holender für die heiteren bis herben Pointen, wenn die Entstehung der Kinderoper "Pünktchen und Anton" dokumentiert wird: Ob der scheidende Direktor, der sich für die Uraufführung ja selbst eine Rolle vergönnt hat, nun beim Probesingen die diplomatischen Fähigkeiten des Korrepetitors auslotet ("Wo ist die Eins?") oder den Komponisten Iván Eröd nach Abgabe der Partitur eher rüde über dessen Rechtslage in Kenntnis setzt ("Eigentlich können wir jetzt damit machen, was wir wollen") - das ist schon ein Schauspiel, dem der Titel dieser Sendereihe ("Große Oper") gut ansteht. Gewiss: An kritische Hinterfragung ist da, wie stets im "embedded journalism", gar nicht erst zu denken. Und der zweite Handlungsschauplatz, das Ballett "Ein Sommernachtstraum", wirkt, weil holenderlos, merklich blässer. Dennoch: Ein heiterer Abendtermin. Alle Beiträge dieser Rubrik unter: www.wienerzeitung.at/medienkritik
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