New York - Einige beherzte Passagiere des Fluges UA93 verschafften sich am 11. September des Vorjahres Zutritt in die Pilotenkanzel, kämpften fünf Minuten lang mit den Entführern und überwältigten sie, konnten den Absturz der Boeing 757, die sich auf dem Flug von Newark nach San Francisco befand aber nicht mehr verhindern. In der Vorwoche ist im amerikanischen Verlag HarperCollins das Buch "Among the Heroes" (Unter den Helden) erschienen, in dem der "New York Times"-Redakteur Jere Longman die letzten Minuten des Fluges UA93 beschreibt, und in Kürze wird ein zweites Buch von der Witwe des UA93-Passagiers Todd Beamer herauskommen.
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Mit den Worten "Let's roll" (Lasst es uns angehen) hatte der 32-jährige Todd Beamer, ein ehemaliger Basketballer um 9.58 Uhr am 11. September 2001 die Aktion gegen die vier Entführer gestartet, die sich im Cockpit verschanzt hatten. Zuvor hatte Beamer 13 Minuten lang mit einer Mitarbeiterin der Flugüberwachung gesprochen und ihre eine Botschaft an seine hochschwangere Frau Lisa aufgegeben.
Mit einem Essenswagen als Rammbock verschaffte sich eine Gruppe von Passagieren Zutritt zur Pilotenkanzel.
Longman hat die letzten fünf Minuten des Fluges UA93 aufgrund dutzender Interviews mit Hinterbliebenen rekonstruiert, die vor drei Monaten in einem Hotel in Princeton die Aufnahmen der Blackbox der abgestürzten Maschine vorgespielt bekamen. Die Aufzeichnungen sind bisher nicht veröffentlicht worden, weil sie ein mögliches Beweismittel im Prozess gegen Zaccarias Moussaoui, den sogenannten 20. Entführer, der bereits vor den Anschlägen vom 11. September verhaftet worden war, sein könnten.
Auf dem Tonband ist um 9.58 Uhr der Ruf "Zur Kabine, zur Kabine" zu hören und unmittelbar darauf ein metallisches Krachen, offensichtlich der Speisenwagen, der gegen die Tür des Cockpits gestoßen wurde, dann folgen Schreie. "Haltet ihn auf" sagt ein Mann und bezieht sich vermutlich auf einen der vier Terroristen. Einer der Entführer schlug den anderen vor, das Flugzeug sofort zum Absturz zu bringen. "Jetzt noch nicht" hört man die Stimme eines anderen. Dazwischen sind die Gebete der arabischen Terroristen zu hören, die offensichtlich planten, dieses Flugzeug entweder ins Weiße Haus oder ins Kapitol in Washington zu steuern.
Auf dem Tonband sind mehrere Stimmen, Schreie, Weinen und Aufforderungen zu hören. "Ich bin verletzt" sagt jemand, während er von einer anderen Stimme aufgefordert wird, den Hebel in die Höhe zu ziehen. "Halt ihn oben, höher, wenn wir es nicht schaffen, sterben wir alle" ist auf dem Band zu hören. Fünf Minuten lang kämpften die Passagiere des Fluges UA93 mit den Entführern. Gegen Ende der Aufnahme werden die Stimmen immer lauter und nervöser. Dann ein plötzlicher Krach. Hier endet das Band der Blackbox. Es ist 10.03 Uhr. Die Boeing 757 ist in einem Feld in der Nähe von Shanksville in Pennsylvania aufgeschlagen. 37 Passagiere, zwei Piloten, fünf Flugbegleiter und die vier arabischen Entführer wurden bei dem Aufprall getötet.
Als einziges von vier entführten Flugzeugen hat die Maschine des Fluges UA93 nicht das von den Terroristen angepeilte Ziel erreicht, nachdem zuvor zwei Flugzeuge in das World Trade Center in New York und eines in das Pentagon in Washington gestürzt sind und fast 3000 Menschen getötet haben.