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Bevorstehende Durga Puja als Hochfest der indischen Community. | Feste werfen auch Fragen zur religiösen Anerkennung auf. | Wiener Tempel bekommt neue Statue. | Wien. In Wien wird diese Woche im hinduistischen Lammgassentempel in der Josefsstadt die Durga Puja als höchstes Jahresfest gefeiert. Am Dienstag wird in der Lammgasse die alte Statue der Göttin Durga abgebaut und eine neue Statue rituell installiert, die extra aus Indien eingeflogen wurde. Die Statue wird mit kostbaren Gewändern eingekleidet und geschmückt.
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Die folgenden Tage wird es jeden Abend Gottesdienste, Lichtkreiszeremonien (Arati) sowie anschließendes gemeinsames Essen (Prosad) geben. Am Freitag und Sonntag sind festliche Höhepunkte und die Menschen tauschen gegenseitig Glückwünsche aus. Herr Ghosh, einer der Zuständigen für die Feier, betont, dass nicht nur Hindus zu den Feierlichkeiten kommen. In den kommenden Wochen wird es noch einige weitere Feierlichkeiten geben.
Der Herbst ist in Indien die Zeit der großen Hindufeiertage. Nach der Sommerhitze feiern die Menschen die höchsten Feste des Jahres, bei denen sich die Mitglieder der verschiedenen Gemeinschaften wiedersehen. Es werden neue Gewänder gekauft und Häuser sowie Tempel prächtig geschmückt. Die Feierlichkeiten zur fünftägigen Durga Puja sind eines der höchsten Feste für Inder aus Bengalen. Dazu gehört der indische Staat Westbengalen und Bangladesh. Im indischen Kernland wird zur gleichen Zeit das zehntägige Fest Navaratri gefeiert. Der zehnte und höchste Tag dieses Festes heißt Dusserah.
Die Durga Puja ist der Göttin Durga gewidmet, der Frau des Gottes Shiva. Sie existiert im hinduistischen Glauben in vielen Formen. Sie kann auch als Kali verkörpert sein, der schwarzen Göttin der Zerstörung. Dusserah erinnert an die Erschlagung eines Büffeldämons durch die Göttin.
Tempel: sozialer Treffpunkt
Diese großen Feiertage haben für die Inder in Wien etwa die gleiche Bedeutung wie Weihnachten für Christen. Zu diesem Fest kommen auch Familien, die sonst nur selten im Tempel erscheinen. Der Tempel ist zu dieser Zeit überfüllt und ein wichtiger sozialer Treffpunkt einer weit gestreuten, sehr losen Community, die sich vor allem über gemeinsame Sprachen und Kultur identifiziert. Das gemeinsame Beten, Reden und Essen hat dabei - wie auch in der christlichen Religion - große Bedeutung.
Mangelnde Anerkennung
Der Hinduismus ist aber nicht als anerkannte Religion in Österreich eingetragen, sondern gilt lediglich als "religiöse Bekenntnisgemeinschaft". So entstehen rechtliche Schwierigkeiten. Schulkinder müssen etwa regulär in die Schule, während ihre Familie gemeinsam in den Tempel geht. "Aber gerade Feste sind ein wichtiger Punkt für die kulturelle und religiöse Identität eines Kindes", erklärt Christina Kundu. Das Vorstandsmitglied der "Hinduistischen Religionsgesellschaft in Österreich" (HRÖ) versucht, die Eltern dazu zu ermutigen, bei den Lehrkräften einen schulfreien Tag zu beantragen. Doch dies ist nur eine Individuallösung, die möglichst durch eine generelle Regelung gelöst werden soll. Auch Teilnehmer an Fortbildungskursen des Arbeitsamtes dürfen nur dann freinehmen, ohne ihr Arbeitslosen-Geld für diesen Tag zu riskieren, wenn sie Mitglieder einer anerkannten Religionsgemeinschaft sind. Obwohl der Hinduismus die drittgrößte Religion der Welt ist, leben in Wien relativ wenige Hindus, und die Anerkennung als Religion ist sehr schwierig und langwierig.
Hindu Tempel in der Lammgasse: http://mandirvienna.org/en/