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Selbstverständlich ist jede Art von Wettbetrug und damit verbundene Manipulation im Fußball auf das Schärfste zu verurteilen. Es ist klar, dass Geschehnisse dieser Art den Fußball in seiner jetzigen Form massiv bedrohen. Vor allem, wenn es zur Manipulation von Spielen auf höchster Ebene, bei einer Weltmeisterschaft oder in der Hauptphase der Champions League, käme. Je höher das Niveau ist, auf dem betrogen wird, umso dramatischer ist der Schaden für den Fußball.
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Nach den bisherigen Erfahrungen tritt das Phänomen des Wettbetrugs, der geschobenen Partien allerdings vorrangig in den unteren Ligen auf beziehungsweise in Ligen, in denen es an einem entsprechenden professionellem Umfeld mangelt, in dem die Spieler sich mehr mit ihrer wirtschaftlichen Situation auseinandersetzen müssen als mit ihrer sportlichen. Oft genug sind Vereine mit ihren Zahlungen monatelang im Verzug. Gerade Spieler solcher Klubs geraten dann in Versuchung, sich und ihre Familien durch Spielmanipulationen finanziell über Wasser zu halten. Ich will aber damit solches Verhalten nicht rechtfertigen.
Man muss allerdings auch darauf hinweisen und zu bedenken geben, dass die aktuellen, durch die Wettanbieter vorgegebenen Rahmenbedingungen dem Betrug Tür und Tor öffnen. Die Möglichkeit, Wetten darüber abschließen zu können, wem zum Beispiel der erste Einwurf oder der erste Eckball zugesprochen wird, hat ja nichts mehr mit einer Sportwette zu tun. Da kann ich gleich darauf wetten, welches Blatt als Erstes vom Baum fällt. Bei Wetten dieser Art zu betrügen, fällt den Spielern natürlich auch vom moralischen Standpunkt her ungleich leichter. Sie betrügen dann zwar den Wettanbieter, aber nicht meine Mannschaft oder meinen Verein und auch nicht die Zuschauer. Denn es wird auf den Spielverlauf mit hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt keinen Einfluss haben.
Darüber hinaus muss man sich auch die Frage stellen, warum die Wettanbieter meinen, unbedingt auch Spiele aus dritten und vierten Ligen im Angebot haben zu müssen. Bei Spielen, die weitab vom Fokus einer breiteren Öffentlichkeit stattfinden und ohne Kontrolle durch Fernsehkameras ist für Betrüger das Risiko erwischt zu werden noch weit geringer als in den obersten Spielklassen.
Ein Patentrezept zur Lösung dieser Problematik wurde bisher nicht gefunden und das dürfte auch in Zukunft nicht geschehen. Ich meine, solange gewettet wird, wird auch jemand versuchen, dabei zu betrügen. Die Sportwetten generell zu verbieten, wäre wohl der falsche Weg. Es würde weiter gewettet werden, illegal und unkontrolliert.
Abgesehen davon wären wohl einige über ein solches Verbot gar nicht erfreut. Fließen doch jährlich Millionen an Sponsorgeldern von Wettanbietern in die Kassen der meist klammen Vereine.
Oliver Prudlo war 15 Jahre lang Fußballprofi in Österreich uns ist seit 2006 Vorsitzender der Spielergewerkschaft VdF.Siehe auch:Kurz reißts einen natürlich schon