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Die Hizbollah rüstet in Südlibanon auf

Von WZ-Korrespondent Markus Bickel

Politik

Teherans Hilfstruppe im Libanon wird gegen Westen instrumentalisiert. | Beirut. Die Äußerungen ließen keinen Zweifel aufkommen. "Was sie brauchen, sind finanzielle, politische und mediale Unterstützung", sagte Hizbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah über die unter israelischer Besatzung operierenden Palästinenserorganisationen vorige Woche. "Und wir leugnen nicht, dass wir ihnen in diesen Bereichen helfen." Waffenlieferungen jedoch, so der Chef der von den USA als "Terrororganisation" gebrandmarkten Schiiten-Partei, seien schon 2001 eingestellt worden.


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Die Intensivierung der libanesisch-palästinensischen Bande kommt zu einem brisanten Moment. Erst kürzlich hatte Teheran den USA im Falle eines Angriffs gedroht, "ihren Interessen überall auf der Welt zu schaden" und mit "Doppelschlägen auf jede Attacke zu reagieren". Für Nahost-Experten ein unzweideutiger Hinweis, dass Teheran darauf setzt, Nasrallahs Truppen bei einer Zuspitzung des Atom-Konflikts mit dem Westen für sich zu instrumentalisieren.

"Es gehört zur iranischen Strategie, Israel deutlich zu machen, dass die Hizbollah jederzeit mit Katjuscha-Rakten zuschlagen kann", sagte Reva Bhalla vom US-Think-Tank Stratfor der "Wiener Zeitung". Die "Washington Post" zitierte den Antiterror-Koordinator im US-Außenamt, Henry Crumpton, mit den Worten, dass Irans Führung die Hisbollah "als verlängerten Arm des Staates" betrachte, die "operative Einheiten entsenden kann, ohne diese lange für ihren Einsatz vorzubereiten".

Big Brother

Erst vorige Woche hatte die UNO die Entwaffnung der Anfang der Achtzigerjahre mit Irans Unterstützung gegründeten "Partei Gottes" gefordert. Auch in einem "Nationalen Dialog" der wichtigsten politischen Führer des Libanon steht die Zukunft der einzigen Bürgerkriegsmiliz ganz oben auf der Tagesordnung. Nasrallah weigert sich beharrlich, dem Druck nachzugeben. Unterstützt wird er darin von Syriens Präsident Bashar Assad ebenso wie von Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad. Laut Stratfor hat Teheran Waffenlieferungen an die Schiitenmiliz in den letzten Monaten weiter verstärkt. Sogar eine Aufklärungsdrohne zur Erkundung des nordisraelischen Terrains sei im Südlibanon eingetroffen. Die Information passt in ein Szenario, das der "Daily Telegraph" unter Berufung skizzierte. So habe Irans Regierung Millionen US-Dollar in den Aufbau eines Netzes von Überwachungsstationen investiert, um Ziele in Israel auskundschaften zu können. "Das ist die neue iranische Frontlinie mit Israel", zitierte das Blatt einen israelischen Militär. "Iran benutzt Hizbollah, um uns auszuspionieren und Informationen für spätere Angriffe zu erlangen."