Attentäter sprengt sich bei Feier in Amman in die Luft. | Amman. (afp) Die schrecklichen Bilder könnten aus Sharm el Sheikh, Mombasa oder Taba stammen, gäbe es da nicht ein besonders gespenstisches Detail: Mitten in den Trümmern eines von einem Sprengsatz zerstörten Hotelsaals, zwischen Blutlachen und Glasscherben, steht unversehrt eine große Torte. Ashraf Mohammed feierte gerade fröhlich seine Hochzeit im vornehmen Radisson-Hotel von Amman, als sich am Mittwochabend ein Selbstmordattentäter inmitten der Gäste in die Luft sprengte.
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Bis zum Abend war der Mittwoch für Ashraf Mohammed der schönste Tag seines Lebens. Gerade waren er und seine Braut unter den traditionellen schrillen Rufen der Frauen in den Bankettsaal des Radisson SAS eingezogen. Bester Laune wogen sich die Gäste zum Takt der Tamburine, da erschütterte eine schwere Explosion den Raum. Unbemerkt hatte sich ein Selstmordattentäter am Polizeiwagen vor dem Hotel vorbeigeschlichen, war in den Festsaal eingedrungen und hatte seinen Sprengstoffgürtel gezündet.
Innerhalb von Sekunden endete die Feier in einem blutigen Chaos. Überlebende stolperten über Leichenteile; Glasscherben und Blutlachen bedeckten den dicken, weichen Teppich. "Es war furchtbar", erzählt ein junger Mann. "Ich war gerade in der Lobby, als es passierte. Um mich herum herrschte plötzlich Panik, ich sah nur noch schreiende, blutende Menschen, die blind aus dem Ballsaal rannten. Ich ging hinein - und da stand die Torte, als warte sie immer noch darauf, angeschnitten zu werden."
Bräutigam und Braut überlebten; nicht aber ihre nächsten Angehörigen. "Ich habe in meiner Hochzeitsnacht meinen Vater und meinen Schwiegervater verloren", sagt Ashraf Mohammed. Dann bricht es aus ihm heraus: "Die ganze Welt muss es wissen - dies hat nichts mit dem Islam zu tun!"