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"Die Hoffnung stirbt immer zuletzt"

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

EU will "neue Beziehungen auf Basis von Respekt". | Larijani sieht in vorgelegtem Kompromiss | "positive Vorschläge". | | Teheran/Washington/Paris. Das Warten auf Teheran ist man im Atomstreit schon gewohnt. Neu bei der dem Gottesstaat diesmal gesetzten Frist zur Aussetzung der Urananreicherung bis zum G8-Gipfel Mitte Juli ist allerdings, dass die Beteiligten erstmals an einem Strang ziehen. Dies machte EU-Chefdiplomat Javier Solana bei seinem Teheran-Besuch, wo er am Dienstag Irans Atom-Chefunterhändler Ali Larijani das von den UN-Vetomächten und Deutschland ausgearbeitete "Wiener Angebot" (siehe Kasten) präsentierte, auch deutlich.


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Die von der EU, China und Russland lang ersehnte Zustimmung Washingtons, ein "Iran-Light-Paket" ohne Verweis auf Kapitel VII der UN-Charta und somit ohne einer etwaigen militärischen Option zustande zu bringen sowie das direkte Gesprächsangebot der USA motivierten auch Moskau und Peking in den letzten Tagen, von Teheran "Einsicht" zu verlangen.

Der Lackmustest

Schon im Vorfeld hatte Solana mit "erheblichem Druck" gedroht, falls Teheran das Angebot zurückweise. Eine Ablehnung wäre "ein klarer Beweis, dass sie nicht Energie wollen, sondern Nuklearwaffen", so der "EU-Außenminister". Noch will man den Teufel trotz der jüngsten Drohung des Irans, die Ölkeule ins Spiel zu bringen, aber nicht an die Wand malen. Daher versuchten am Dienstag auch alle Seiten, Optimismus zu verbreiten.

Ein Sprecher des Weißen Hauses unterstrich, man müsse Teheran nun die Zeit geben, das Angebot zu prüfen. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac lobte bei seinem Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel auf Schloss Rheinsberg die einheitliche Linie des Westens, ein französischer Diplomat meinte gegenüber der "Wiener Zeitung", "die Hoffnung stirbt zuletzt" und auch aus dem Gottesstaat selbst kamen am Dienstag wieder versöhnliche Töne.

Details noch offen

In einer ersten Reaktion sagte Larijani nach dem zweistündigen Gespräch die Prüfung des Angebotes zu. Einige Vorschläge seien "positiv", andere jedoch "zweideutig" und müssten gestrichen werden. Nach diesem "konstruktiven" Gespräch mit seinem europäischen Kollegen werde der Iran das Angebot "Punkt für Punkt" prüfen und dann angemessen reagieren.

Der Iran begrüßte zudem die Entschlossenheit des Westens, den Atomstreit "auf diplomatischem Wege" zu lösen. "Wir hoffen nach der Überprüfung des Papiers auf eine neue Runde von Gesprächen und Verhandlungen, um zu einem ausgewogenen und logischen Schluss zu kommen", sagte Larijani.

Solana traf anschließend auch Außenminister Manuchehr Mottaki. "Jetzt, wo das Paket am Tisch ist, hoffe ich, dass wir eine positive Antwort bekommen werden, die alle Beteiligten zufrieden stellt", meinte er anschließend. Auch Mottaki sprach von einem "guten Gefühl". Beide Seiten vereinbarten bei dieser Gelegenheit auch eine "neue Art der Beziehungen zwischen dem Westen und dem Iran, auf einer Basis von Respekt und Vertrauen".

Nun ist die Staatsspitze im Mullahstaat am Zug. Irans geistlicher Führer, Ayatollah Ali Khamenei, Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad, Atomunterhändler Larijani und Außenminister Mottaki werden in den nächsten Wochen entscheiden, ob "die Tür, die in Wien geöffnet wurde", zu einer friedlichen Lösung führen wird.

Allzu viel Optimismus wäre derzeit aber verfrüht, denn Irans Führung hat in den vergangenen Tagen nochmals betont, dass eine Aufgabe des Nuklearprogramms sprich der Uran-Anreicherung nicht verhandelbar sei. Der Westen wird also warten; und die taktisch brillianten Köpfe in Teheran gewinnen auch diesmal zumindest zwei weitere Monate Zeit.