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"Porno, sagt man, ist das, womit wir uns nicht erwischen lassen wollen. Und doch ist Porno überall. Pornografie infiltriert den Mainstream und boomt in den Nischen." Soweit der Einführungstext zur Kunsthallen-Schau "The Porn Identity" 2009. Was Direktor Gerald Matt aber erst heute lehrt: Dass sich Pornografie nicht nur in reflexionsintensive Kunst überführen lässt - sondern auch in bodenständige Triebabfuhr. Womit jetzt beileibe nicht die gängige Rezeptionsform solchen Materials gemeint ist. Sondern dessen Nutzung für einen grobschlächtigen Gegenangriff.
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Und einen solchen darf man Matt wohl attestieren. Der hat seinen Ex-Chefkurator Thomas Mießgang nun nicht nur gefeuert, weil er ihn der illegalen Weitergabe interner Daten zeiht - was als Entlassungsgrund wohl ausgereicht hätte. Nein: Man ließ auch noch ausposaunen, der Mitarbeiter habe sich im Dienst virtuell verlustiert (siehe Seite 15) . Und Musik soll der auch noch illegal runtergeladen haben.
Nun mag man zwar verstehen, dass der Direktor nach all der Druckerschwärze, die für Matt-Skandalschlagzeilen floss, nach einem Angriff auf Singvögel im eigenen Haus sinnt. Das Opfer aber mit einer Gewalt zu traktieren, die selbst abgebrühte SM-Connaisseure das Grauen lehrt, das passt doch kaum zu einem Museumsdirektor. Und schon gar nicht zu jenem im betont edlen Tuch. Aber wie heißt es eben: "Porno ist überall." Auch der ganz üble Hardcore.