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Die Hooligans sind unter uns

Von Christian Mayr

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Zuerst ein toter, jetzt zwei niedergestochene Fußball-Fans: Spanien, das lange Zeit als Heimat der fairsten und friedlichsten Zuschauer galt und wo der Stadienbesuch oft als Familienereignis zelebriert wird, erlebt derzeit eine ungeahnte Welle an Gewalt. Ende November erlitt in Madrid bei einer Massenschlägerei vor dem Spiel zwischen Atlético und La Coruña (2:0) ein Deportivo-Anhänger tödliche Verletzungen; am Mittwochabend wurden zwei Fans von Paris St.Germain nach dem Champions-League-Hit gegen Barcelona (3:1 für die Katalanen) mit Messern attackiert und (nicht tödlich) verletzt. Die Primera División ist ob dieser Vorfälle im höchsten Maße alarmiert, schließlich droht in nächster Konsequenz eine für die ohnedies hochverschuldeten Klubs eine lebenswichtige Einnahmequelle durch Eintrittskarten verloren zu gehen. Die spanische Liga hinkt mit durchschnittlich 28.000 Fans der deutschen (43.500) und englischen (36.000) ohnehin schon deutlich hinterher, wenn außer der Wirtschaftskrise auch noch Angst hinzukommt, könnte das manche Klubs vor die Existenzfrage stellen. Also soll diese Woche ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung gewaltsamer Hooligans verabschiedet werden - mit radikalen Ansätzen: Gehen etwa Klubs nicht auf Distanz zu gewaltsamen Fan-Gruppen, sollen künftig Stadiensperren, Punkteabzüge oder sogar Zwangsabstiege möglich sein; und damit Stadionverbote wirklich eingehalten werden, sind in den Fankurven künftig Zutrittskontrollen per Fingerabdruck vorgesehen. Vielleicht hört man auch hierzulande die Signale - denn dass die Hooligans mitten unter uns sind, bewies zuletzt der Leuchtraketenangriff beim Wiener Derby. Die Liga hat diese Tat bekanntlich mit Sektorensperren für Auswärtsfans bei den nächsten Derbys sanktioniert - und die beiden Wiener Klubs? Außer dass sie sich ganz generell von Gewalt distanzieren und einzelne Stadionverbote verhängen, aber die Sperre beeinspruchen wollen, ist ihnen nicht viel eingefallen.