)
Nach einer Hitzephase mit fast 50 Grad Celsius liegen die Temperaturen in den Flüchtlingslagern derzeit bei 40 Grad Celsius.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Nachdem ich einige Stunden in Hassansham verbrachte, kann ich an nichts anderes mehr denken, als an kühles Wasser. Jeder einzelne Gedanke dreht sich darum. Hassansham ist eines der Flüchtlingslager, in das die Menschen vor der Gewalt in Mossul geflohen sind. Als ich dort ankam, wurde meine Haut trotz Sonnencreme sofort ganz rot. Temperaturen um die 50 Grad Celsius haben den Schotter auf dem Boden in etwas verwandelt, das sich wie Lava anfühlt. Es brennt auf den Füßen und die Sohlen meiner Schuhe schmelzen. Die Hitze erschöpfte mich unglaublich –körperlich wie psychisch.
Aber die Wahrheit ist: Ich kann kommen und gehen. Ich bin eine der wenigen hier, die dieser unerträglichen Hitze entkommen kann. Das ist ganz anders für mehr als 350.000 Menschen, die in den Flüchtlingslagern um Mossul leben. Die Hälfte davon sind Kinder. Sie müssen tagsüber in ihren Zelten bleiben und auf die Nächte warten, in denen die Temperaturen zumindest ein wenig fallen. In diesen Lagern gibt es kaum Schatten, die Erleichterung bringen würden. Es steht kein Baum weit und breit.
Als Mossul zurückerobert wurde, lag die Aufmerksamkeit der internationalen Geldgeber schnell auf anderen Katastrophen in anderen Teilen der Welt. Aber die humanitäre Krise im Irak ist traurigerweise noch lange nicht vorbei.
In einigen Fällen sind Familien, die aus den Camps in ihre Häuser in und um Mossul zurückgekehrt sind, relativ schnell wieder zurückgekommen. Alles war zerstört: ihre Häuser, die Infrastruktur, ihre Hoffnung. Das Flüchtlingslager war also der einzige Platz, der ihnen Sicherheit und Frieden bot – trotz der Hitze.
Hilfsorganisationen wie World Vision unterstützen die Familien so gut es geht. Wir erreichen jeden Tag 6.300 Kinder und Erwachsene mit sauberem Wasser. Außerdem stellen wir Hygieneprodukte wie Seifen und Zahnbürsten zur Verfügung und installieren Duschen, Latrinen und Waschbecken. Für Kinder gibt es eigene Kinderschutzzentren, in denen sie spielen können.
Auch wenn wir dadurch jetzt einige der am meisten benachteiligten Menschen unterstützen können, wird es in den kommenden Monaten knapp werden. Die Finanzierung von überlebenswichtigen Maßnahmen in den Bereichen Wasser, Ernährung, Gesundheit, psychosoziale Unterstützung und Schulbildung ist nicht gesichert und wird immer weniger. Die internationale Gemeinschaft, NGOs, Regierungen – wir alle – müssen uns dringend dafür einsetzen, dass die Kinder im Irak nicht vergessen werden!