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Die Ideen-Großhändler

Von Claudia Peintner

Wirtschaft
Die Ideen auf Papier wandeln sich mit der Zeit zu politischen Positionen. Foto: corbis

Think Tanks bilden oftmals die mächtige Schattenregierung. | Finanzierung und Personalbesetzung unterscheiden sich in den USA wesentlich von Österreich. | Wien.Think Tanks sprießen derzeit weltweit aus dem Boden. Während sie ursprünglich für die militärische Beratung herangezogen wurden, lautet das offizielle Ziel heute: Entscheidungsträgern in Politik und Öffentlichkeit Informationen zur Verfügung stellen und ihnen Ideen präsentieren.


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Politikerschmiede

Faktisch bilden sie aber längst in vielen Ländern die Schattenregierung. "Die amerikanische Brookings Institution - soeben in einer Studie der Universität Pennsylvania als bester weltweiter Think Tank ausgezeichnet - ist mit dem Repräsentantenhaus und Senatoren eng verzweigt", sagt Harald Katzmair, Geschäftsführer des Wiener Forschungsinstituts FAS.research. Aus den Experten-Köpfen stammen viele politische Vorschläge zur Steuer-, Gesundheits- oder Migrationspolitik. Gleichzeitig lieferte das 1916 gegründete Institut auch wesentlichen Input für den Marshall Plan nach dem Zweiten Weltkrieg.

Besonders stark ist der Einfluss der Denkfabriken auch in Osteuropa: Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs seien dort Think Tanks mit Finanzhilfe aus den USA gegründet worden, berichtet Barbara Kolm, Generalsekretärin des Hayek Instituts, das unter 1200 Mitbewerbern in Westeuropa als bestes heimisches Institut auf Platz 27 gereiht wurde. "In den Think Tanks wurde damals eine politische Opposition aufgebaut, aus der heute etliche Minister entstammen", so Kolm.

Über 6000 Denkfabriken gibt es weltweit - jeweils rund 30 Prozent davon sind in Nordamerika und Westeuropa beheimatet. Schlusslicht sind Nordafrika und der Mittlere Osten mit vier Prozent Anteil.

Autonom trotz Spenden?

"Wo das Geld ist, werden auch Ideen produziert", sagt Katzmair. Die Amerikaner sind laut Studie nicht nur bei der Forschung und Kommunikation ihrer Ideen sowie den Netzwerken federführend, sondern auch bei den Finanzmitteln. Im Vergleich zu Österreich erhalten sich die Institute in Übersee durch private Geldgeber und Firmenspenden. Ein Vergleich: Während die renommierte Heritage Foundation über geschätzte 40 Millionen Dollar Jahresbudget verfügt, lagen die Mittel des Hayek Instituts unter 200.000 Euro.

Trotz großer Zuwendungen speziell von Öl- und Pharmakonzernen hielten sich die amerikanischen Institute relativ unabhängig, glaubt Katzmair. Unterschiede sieht der Experte auch bei der Besetzung der Think Tanks.

Während in Österreich - mit insgesamt rund 35 Think Tanks - die Industriellenvereinigung, die Arbeiterkammer oder das Wirtschaftsforschungsinstitut vor allem mit fixer Belegschaft arbeiten, holen sich die Amerikaner ihr Wissen großteils von außer Haus. "Experten aus unterschiedlichen Bereichen werden für zwei Monate zum Forschen eingeladen und das Wissen wird abgesaugt", sagt Katzmair. Der Wettbewerb unter den Instituten sei groß, der Output dementsprechend hoch.

Kein Wunder also, dass unter den zehn weltweit besten Denkfabriken laut der Pennsylvania-Studie lediglich eine nicht-amerikanische Organisation zu finden ist. Das International Institute for Strategic Studies landete auf Platz sieben.