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Die Ideen zur Schulreform sprießen

Von Brigitte Pechar

Politik

Schmied erfreut über die Dynamik in der Schuldiskussion. | Vorbereitung der Gesamtschule ist mehrjähriges Projekt. | Wien. In die Schuldiskussion kommt Bewegung. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll hatte am Dienstag vorgeschlagen, die Volksschule auf sechs Jahre zu verlängern, damit die Schulentscheidung etwas länger hinausgeschoben wird. Am Mittwoch folgte Oberösterreich mit einer weiteren Idee: Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer berichtete, dass ein Schulversuch "5. Klasse Volksschule" vorbereitet werde.


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Das oberösterreichische Modell sieht vor, dass in der 5. Klasse Volksschule die Lehrpläne der AHS und der Hauptschule eingearbeitet werden. Allerdings mit einer starken Begabungs- und Leistungsförderung in fast allen Fächern. Unterrichten sollten Volksschul- und Hauptschullehrer. Den Kindern sollte dann das Überspringen der ersten Klasse Hauptschule oder AHS erleichtert werden. Man müsse erst eine Schule dafür finden, denn einen Schulversuch muss der Schulgemeinschaftsausschuss absegnen.

Es handle sich um ein "offenes modernes Konzept" im Gegensatz zur Gesamtschule, sagte Enzenhofer. Dennoch gelte, was der Landeshauptmann gesagt habe: Wenn ein Schulversuch zur Gesamtschule von den Betroffenen gewünscht werde, gebe es dagegen sicher keinen Einwand.

Bildungsministerin Claudia Schmied wollte den oberösetrreichischen Vorstoß nicht konkret bewerten, sie sprach gegenüber der "Wiener Zeitung" von einem Brainstorming. Es sei gut, dass jetzt viele Ideen vorgelegt würden. Was Wiens Vorpreschen für eine flächendeckende Gesamtschule ab 2009/2010 betrifft, betonte die Ministerin, dass ein derartiges Projekt sehr gut vorbereitet werden müsse. "Wir arbeiten mit Hochdruck, aber sorgfältig." Ab Sommer wird eine Strukturkommission - aus Bildungsforschern, Pädagogen, Juristen, Schulpartnern, Lehrern - einen Kriterienkatalog erstellen. Danach würden die Modellschulen ausgesucht. Frühestens im Schuljahr 2008/2009 gebe es dann erste Gesamtschulprojekte. Diese müssten dann mindestens zwei Jahre lang wissenschaftlich begleitet werden.

Noch keine Lösung gibt es dafür, wie eine innere Differenzierung aussehen soll - nach dem Vorbild der Leistungsgruppen wie in der Hauptschule oder individuelle Förderung stehen zur Auswahl. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Finanzen. Das gleiche gilt für die Lehrer - Schmied will ja die Lehrervertreter von Beginn an in die Diskussion einbeziehen - auch hier geht es um Finanzen. Und schließlich müssen die Eltern überzeugt werden. "Ich will einen intensiven kommunikationsprozess", betonte die Ministerin.

Für sie "gilt, Qualität vor Tempo". Sie verwies darauf, dass es zur Einführung der Gesamtschule in Finnland zehn Jahre gebraucht habe. Flächendeckend werde es diese in Österreich daher frühestens in der nächsten Legislaturperiode geben.

In der ÖVP sind die Meinungen zu einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen weiterhin geteilt. ÖVP-Bildungssprecher Fritz Neugebauer verwies darauf, dass es für eine flächendeckende Gesamtschule in Wien eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalrat brauche und Schulversuche nur an fünf Prozent der Schulen erlaubt seien. Gleichzeitig wollte Neugebauer aber "die jetzigen Versuche nicht gleich ablehen". Seite 12Angemesse Differenzierung