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Die Idiotie der Schwärme

Von Simon Rosner

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Gibt es nicht so etwas wie Schwarmintelligenz? Dass also eine bestimmte Gruppe dank ihrer Individuen ein kollektives Wissen und eine Intelligenz entwickelt? Und wenn ja, warum gibt es das Phänomen unter Fußballfans nicht?


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Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht von irgendwoher Meldungen über Proteste, Platzstürme, Sitzblockaden oder gar Übergriffe kommen. In Griechenland wollten die Profis streiken, weil sie von Fans auch tätlich attackiert werden, und in Italien haben kürzlich die Fans von Sampdoria den Teambus der eigenen Mannschaft mit Steinen beworfen.

Doch auch wenn sich Kritik gesitteter äußert, sind die im Kollektiv vorgetragenen Forderungen der Fans im Fall des Misserfolgs selten von Intelligenz und Reflexion getragen ("Trainer raus", "Spieler raus", "Vorstand raus"). Das hat wohl auch damit zu tun, dass der Fußball ein erschreckend intransparentes, bisweilen krummes Geschäft ist, in dem allzu oft von allen Beteiligten offiziell "Stillschweigen" vereinbart wird - eine gebräuchliche Floskel, wenn Spieler und Trainer kommen und gehen. Was hinter Vereinsentscheidungen tatsächlich steckt, wird selten offen kommuniziert. Woher soll sie also kommen, die Schwarmintelligenz? Also müssen die Klubs weiterhin mit Schwarmidiotie leben.