Zum Hauptinhalt springen

Die im Schatten stehen

Von Christoph Rella

Kommentare

Was wäre die EM in Frankreich ohne die vielen Helfer im Hintergrund? Das verdient Respekt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Man muss schon sagen: Was die Organisatoren von Uefa-Komitee und öffentlicher Hand bei dieser EM in Frankreich auf die Beine gestellt haben, verdient Beachtung. Nehmen wir das Medienzentrum im Stade Vélodrome in Marseille als Beispiel. Hier wurden gleich mehrere Hallen in ansprechende und wohltemperierte Empfangssäle inklusive TV-Bildschirmen und Internetverbindung umfunktioniert. In unmittelbarer Nähe stehen - wenn auch an Matchtagen nur mit Sondergenehmigung - Parkplätze zur Verfügung. Auch sicherheitstechnisch ist dieses Areal eine "grüne Zone", Hooligans hätten es wohl schwer gehabt, hier einzudringen. Freilich, ohne Anlaufschwierigkeiten geht es nicht. Da kann es schon vorkommen, dass Journalisten und Kameraleute beispielsweise von den freiwilligen Helfern in ihren roten T-Shirts im Kreis geschickt, mit ungenügenden Antworten versorgt oder mit ratlosen Blicken bedacht werden. Wobei das Grundübel rasch erkannt ist: die Sprache. Man kann sich eigentlich nur wundern, wie viele Medienleute bei dieser EM nicht des Französischen mächtig sind. Freilich: Englisch gilt als Lingua Franca, die weltweit mehr oder weniger gesprochen und verstanden wird, aber Frankreich wäre nicht Frankreich, wenn es hier nicht Ausnahmen gäbe. Selbst beim ausgewählten Personal. Versetzen wir uns doch einmal in die Lage dieser roten Helferlein, die da zu Tausenden in den verschiedenen Besucher- und Pressezentren des Landes stundenlang ihren Dienst verrichten - und die meisten wohl tatsächlich freiwillig, wie die englische Aufschrift "Volunteer" auf ihren T-Shirts verrät. Der Fragenkatalog, den diese Leute verschiedensten Alters, vom jungen Studenten bis zum Pensionisten, beherrschen müssen, ist mehr als umfangreich. Anfragen verschiedenster Art, von den Toiletten über den kaputten Aufzug bis zum Management der Schließfächer, müssen rasch geklärt beziehungsweise an die verantwortlichen Stellen weitergeleitet werden. Dasselbe gilt übrigens auch für die Handhabung der Datenverarbeitung, wenn Akkreditierungen ausgegeben, Wartelisten verwaltet und Platzkarten verteilt werden müssen. Und das alles in einer Sprache, die nicht die eigene ist? Das verdient Respekt. Aber nicht nur die Uefa ist redlich bemüht, den Medien die Berichterstattung über dieses drittgrößte Sportereignis der Welt zu erleichtern. Auch die Betreuerteams der einzelnen Fußballmannschaften leisten Herkulesarbeit. Im Großen wie auch im Kleinen. So hat zum Beispiel auch der ÖFB in unmittelbarer Nähe zum Trainingsplatz in Mallemort ein hübsches Empfangszentrum aus dem Boden gestampft, wo über die Aktivitäten des Teams informiert wird und auch Pressekonferenzen abgehalten werden. Selbst an Sonntagen ist hier noch bis spät am Abend Personal anwesend. So wie übrigens auch vor dem Quartier der österreichischen Nationalmannschaft, dem Hotel de Vernègues, das Tag und Nacht von einem halben Dutzend Polizisten bewacht wird. Es gibt Angenehmeres, als sich über Wochen in den mitunter nervenaufreibenden Dienst eines Ereignisses wie der EM zu stellen. Aber diese Menschen tun es gern, und dafür gebührt ihnen an dieser Stelle Anerkennung. Englischkenntnisse hin oder her.