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Die Immobilien-Scharlatane

Von Stefan Janny

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Immobilien seien eine gerade in Krisenzeiten vergleichsweise wertbeständige Vermögensanlage, lautet eine auch hierorts weithin verbreitete und deshalb noch nicht grundsätzlich falsche Ansicht. Während Unternehmen insolvent und selbst Staaten zahlungsunfähig werden können, während Aktien sowie Anleihen rasch zu Nonvaleurs werden können, würden Grund und Boden nicht einfach über Nacht zu wertlosem Papier. Gut vermietete Wohn- und Bürohäuser böten stabile Einnahmen und zudem beachtliches Wertsteigerungspotenzial.


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Mit diesen und ähnlichen Argumenten wurden in den vergangenen Jahren Anteilscheine diverser heimischer Immobiliengesellschaften vermarktet und - zu nicht geringem Teil auch bei privaten Anlegern - platziert. Heerscharen von Anlageberatern und Vermögensverwaltern brachten Papiere von Unternehmen wie Meinl European Land, Immofinanz und Immoeast unters Volk - und wurden dafür mit hohen Provisionen honoriert. Solcherart wurden größere Erbschaften, höhere Abfertigungszahlungen und mühsam Erspartes tausendfach in vermeintlich krisensichere Veranlagungen investiert.

Tatsächlich ist nun ein großer Teil dieses Geldes verloren - und dies vermutlich für immer. Der Grund dafür liegt nicht so sehr darin, dass die grundsätzlichen Annahmen über die Werthaltigkeit von Immobilien falsch gewesen wären, wiewohl natürlich auch Liegenschaften in turbulenten Phasen erheblichen Preisschwankungen unterliegen und Mieterträge selbst bester Bürogebäude den Einflüssen der Konjunkturentwicklung unterliegen.

Die Ursache für die vielfach beträchtlichen Vermögensverluste, von denen - gerade auch risiko averse - Anleger nun getroffen wurden, ist vielmehr im Umstand zu suchen, dass eben keine Immobilien gekauft, sondern Aktien oder Zertifikate von Immobiliengesellschaften erworben wurden. Und manche (wenn auch keineswegs alle) dieser Gesellschaften haben, wie sich nun zeigt, eine überaus fragwürdige Geschäftspolitik betrieben, die nun auch Gegenstand staatsanwaltlicher oder aufsichtsbehördlicher Ermittlungen ist.

Die Lehre daraus ist sehr simpel: Wer geringes Risiko verspricht und hohe Wertsteigerungen in Aussicht stellt, ist ein Scharlatan.