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Apple-Chef Steve Jobs war stolz darauf (zumindest in seinem zuletzt stark wachsenden Segment des Internets), die Pornografie in die Schranken gewiesen zu haben. Zumindest geht das aus einem Mailwechsel hervor, den der verstorbene Apple-Gründer mit einem streitbaren Blogger geführt haben soll. Aber was ist noch akzeptable Erotik, was ist schon Porno - und überhaupt: Wie will man eine weltweit gültige Norm dafür finden, was akzeptabel und was obszön ist?
In diesen Graubereich dürfte nun das sonst durchaus seriöse deutsche Magazin "Focus" geraten sein. Sein aktuelles Cover zeigt die schwarz-weiß Fotografie einer Frau mit nackter Brust. Dieses Bild sollte - nicht gänzlich abwegig - das Thema "Haut" symbolisieren. Aus Furcht davor, dass Apple das Magazin nicht über seinen App-Shop verkaufen würde, bat nun die deutsche Online-Kiosk-Firma den Verlag, das Cover zu ändern. Da sich die Redaktion naheliegender Weise weigerte, sich von einem Vertriebspartner das Cover vorschreiben zu lassen, wurde online ein schwarzer Balken über die inkriminierte Stelle montiert.
Vermutlich nicht der erste Fall, aber wohl ein symptomatischer: Will man sich in Europa wirklich einem aus den USA importierten, manchmal ans Absurde grenzenden Prüderie-Diktat unterwerfen? Die künstlerische Fotografie einer nackten Frau kann ja noch kein Grund sein, ein Magazin - quasi in Vertretung des päpstlichen Bannspruchs - auf den Index zu setzen. Wenn man das in den USA so halten will, o.k. Aber in Europa setzen wir unsere Grenzen lieber selber. So viel sexuelle Autonomie muss schon sein.