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Die Industrie als Schrittmacher der Wiener Wirtschaft

Von Stefan Ehrlich-Adàm

Gastkommentare
Stefan Ehrlich-Adàm, Geschäftsführer der EVVA Sicherheitstechnologie GmbH, ist seit 2010 Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Wien.
© EVVA / Bernhard Schramm

Bei der Gestaltung der Stadt sind kluge Planungskonzepte für ein reibungsloses Miteinander das Gebot der Stunde.


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In allen europäischen Städten hat sich das Bild der Industrie in den vergangenen Jahrzehnten nachhaltig verändert. Die Digitalisierung der Industrie ist voll im Gang - Hightech-Fertigungsverfahren, hoher Automatisierungsgrad und digitale Prozessoptimierungen prägen heute den Sektor. Zudem spielen gerade in urbanen Produktionsbetrieben Forschung und Entwicklung, Innovation und Nachhaltigkeit eine große Rolle.

Die 600 Wiener Industriebetriebe sichern 120.000 Arbeitsplätze im servo-industriellen Sektor, bilden Fachkräfte aus und tragen entscheidend zu Wertschöpfung und Wohlstand in der Stadt bei. Sie sind aber nicht nur der Schrittmacher für die Wiener Wirtschaft, sie exportieren auch den Ruf des Wirtschaftsstandorts in alle Welt - oft als "hidden champions". Know-how aus Wiener Industrieunternehmen findet sich zum Beispiel in der größten Kläranlage Europas in Paris, in bolivianischen Wärmekraftwerken oder in den modernsten Hotelanlagen in Dubai. Nicht nur die Betriebe selbst und ihre Mitarbeiter, ganz Wien kann stolz auf diese Leistungen sein.

Umso mehr muss es unser Anliegen sein, die Rahmenbedingungen für die Industrie in Wien weiter zu verbessern. Wie die jüngste Standortumfrage unter Wiens Industriebetrieben zeigt, bedeutet das vor allem, ausreichend industriell genutzte Flächen zur Verfügung zu stellen und die Kostenbelastung weiter zu reduzieren. Und auch wenn Wiens Funktion als Tor zum Osten nicht mehr ganz so wichtig ist wie noch vor einem Jahrzehnt, darf die Nähe zu Osteuropa nicht außer Acht gelassen werden. Wien wäre schlecht beraten, seine historisch gewachsenen Verbindungen in diese Regionen zu vernachlässigen.

Wie in vielen anderen Städten ist das Nebeneinander von Produktion und Wohnen auch in Wien eine immense Herausforderung und erzeugt wieder Konflikte. Daher sind kluge Planungskonzepte, die ein reibungsloses Miteinander ermöglichen, bei der Gestaltung der Stadt das Gebot der Stunde. Dafür ist aber auch mehr Verständnis für die Bedürfnisse und Anliegen der Wiener Industriebetriebe notwendig - bei den zuständigen Behörden, aber auch bei der Bevölkerung. Denn eine wachsende Stadt braucht auch in Zukunft global agierende Produktionsbetriebe, die für Beschäftigung sorgen und so den Wohlstand und die Lebensqualität sichern.

Nicht zuletzt bleibt das Thema Fachkräfte für die Wiener Industrie weiter im Fokus. Denn eines ist klar: Künftige Innovation und zukunftsgerichtete Technologisierungsschritte lassen sich im engen Zusammenspiel der Industriebetriebe mit Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen und nur mit entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern bewältigen. Aktuell steigt die Zahl der Lehrlinge in den Wiener Industriebetrieben wieder an. Oberste Forderung bleibt, dass digitales Know-how noch stärker in allen Etappen des Bildungssystems verankert wird, denn "digital skills" sind die Schlüsselkompetenz der Zukunft.