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Der Vorhang ist gefallen, der Applaus hallt nach. Misstöne? Fehlanzeige. Hatten einige Aserbaidschan vor den dortigen Europaspielen wegen Menschenrechtsverletzungen kritisiert, spielten sich die Reaktionen während und nach Beendigung der Bewerbe zwischen schweigsam und euphorisch ab. Das Schweigen mag daran liegen, dass das Regime alles unternommen hatte, um Kritik gar nicht laut werden zu lassen: Aufmüpfige Journalisten berichten von Bedrohungen sowie Visumsverweigerungen, Amnesty musste draußen bleiben, das OSZE-Büro in Baku war kürzlich geschlossen worden. Doch die Begeisterung, mit der Patrick Hickey, Chef des europäischen Olympischen Komitees, den Verantwortlichen bei der Schlusszeremonie huldigte, war des Guten etwas viel: Aserbaidschan habe fantastische Spiele geliefert, die Zukunft leuchte hell - für die Veranstaltung und den Veranstalter. Nun muss man beides unterscheiden: Wenngleich die Notwendigkeit neuer Großveranstaltungen hinterfragt werden kann, waren die Spiele eine gute Bühne für die (Nachwuchs-)Sportler wie die 13 österreichischen Medaillengewinner. Und die Inszenierung, bei der Präsident Ilham Alijew Regie führte, ist gelungen. Geldvernichtung interessiert ihn kaum - für viele ein bedenkliches Signal, für Hickey eines dafür, dass das Land dereinst auch prächtige Olympische Spiele ausrichten könnte. Dabei hat das IOC erst klargestellt, die Menschenrechtslage als Kriterium heranzuziehen. Dazu hat sich ja auch die Formel 1 verpflichtet - die 2016 erstmals ihre Kreise in Baku ziehen wird. Probleme sieht Bernie Ecclestone nicht: "Jeder sieht glücklich aus", meinte er. Na dann. Doch möglicherweise ist auch das große Glück in erster Linie eines: eine Inszenierung.