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Der Anstieg der Covid-Patienten in den Spitälern liegt im kritischen Bereich. Luft nach oben ist gegeben, aber nicht mehr viel.
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Seit Sonntag sind die verschärften Corona-Maßnahmen in Kraft. Der seither verzeichnete leichte Rückgang bei Neuinfektionen von mehr als 3.000 auf etwa 2.500 pro Tag ist aber nicht darauf zurückzuführen, sondern auf das verlängerte Wochenende und weniger Tests. Ob die neuen Regeln den Anstieg bremsen, wird sich erst in etwa zwei Wochen zeigen.
Die Frage ist, ob die Regierung aber tatsächlich so lange mit weiteren Verschärfungen zuwarten wird. In zahlreichen Staaten in Europa zeigt sich, dass neue Maßnahmen in kürzeren Abständen verhängt, als dass die beschlossenen Regeln eine Wirksamkeit entfalten können. In Tschechien darf ab Mittwoch das Haus zwischen 21 und 5 Uhr Früh nicht mehr verlassen werden; in Deutschland drängt Bayerns Markus Söder vor dem Treffen der Länder am Mittwoch auf harte Einschränkungen; in Frankreich wurde am Dienstag (nach Redaktionsschluss) in einer Krisensitzung der Regierung ein zweiter Lockdown debattiert.
Der Angst vor dem Virus steht die Angst vieler Menschen vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Maßnahmen entgegen. In Italien kam es bereits zu Protesten und sogar zu nächtlichen Ausschreitungen in einigen Städten. Die rigiden Einschränkungen, die im Frühjahr überall in Europa beschlossen wurden, trafen in der Bevölkerung zu jener Zeit auf deutlich größere Akzeptanz.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner mahnte am Dienstag Vorbereitungen der Regierung auf einen zweiten Lockdown ein, konkret solle mit Sozialpartnern, Wirtschaft und Gebietskörperschaften gemeinsam ein Plan entwickelt werde, wie man wirtschaftliche und soziale Folgen gering halten kann.
Wieder mehr als 200 auf einer Intensivstation
Wann und ob Österreich ein zweites Mal auf Minimalmodus geschalten wird, hängt vor allem von der Entwicklung in den Spitälern ab. Am Dienstag meldete Gesundheitsminister Rudolf Anschober 15 neue Aufnahmen auf Intensivstationen, damit liegen erstmals seit dem Frühling wieder mehr als 200 Erkrankte auf einer Intensivstation. Die Kapazitäten werden mit rund 850 Betten angegeben, doch das würde bedeuten, dass etwa 40 Prozent aller Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt wären. Die Folge wären Leistungseinschränkungen in anderen Bereichen, etwa bei Operationen. An dieser Grenze befindet sich Österreich bereits jetzt.
Da das durchschnittliche Alter der Infizierten zuletzt doch deutlich auf mehr als 42 Jahre gestiegen ist und es auch wieder Ausbrüche in Pflegeheimen gab, ist damit zu rechnen, dass auch der Anteil jener Infizierten, der intensivmedizinisch betreut werden muss, etwas steigen wird. Derzeit kalkulieren die Experten bei ihren Prognosen mit rund einem Prozent, die Schwankungsbreite ist jedoch sehr groß, da viele Parameter dabei eine Rolle spielen. Das macht eine Steuerung für die Politik schwierig.
Es gibt aber noch Luft, das Wachstum ist stabil und längst nicht so hoch wie teilweise im März, weshalb den Entscheidungsträger mehr Zeit bleibt. Aber mehr Zeit heißt nicht viel Zeit. Klar ist: Die zunehmende Inzidenz muss gebremst werden, das Infektionsgeschehen muss sich einpendeln. Ein Wert von konstant 6.000 Neuinfektionen pro Tag wäre bereits kritisch.