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Die Irak-Hilfe Europas ist eine Schande

Von Fritz Edlinger

Gastkommentare

Mit Ausnahme von Schweden gibt es in Europa kein Land, das ein ordentliches Programm für die irakischen Flüchtlinge verfolgt. Auch die Hilfe der EU ist geradezu lächerlich. | Dass die Situation im Irak - mehr als vier Jahre nach dem Sturz der Saddamschen Diktatur - schlechter als je zuvor ist, hat sich inzwischen bereits bis zu den Verantwortlichen im Weißen Haus herumgesprochen.


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Die Zahl der Opfer hat bereits die Marke von Hunderttausenden erreicht, die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und sonstigen dringend benötigten Dingen ist extrem mangelhaft und die irakische Regierung ist großteils mit ihrer eigenen Machterhaltung beschäftigt. Die USA und Großbritannien als Auslöser dieser Katastrophe versuchen nun mit aller Macht, die Vereinten Nationen ins Boot zu holen. Diese wird sich aus politischen, vor allem aber aus humanitären Gründen diesem Wunsch wohl kaum verschließen können.

Auf der Strecke bei all diesen machtpolitischen Spielereien bleibt die irakische Bevölkerung. Von der Bevölkerung von 24 Millionen haben seit der "Befreiung" im März 2003 bereits rund 2,5 Millionen das Land verlassen, weitere 2,5 Millionen sind innerhalb des Irak auf der Flucht. Die Hauptverantwortlichen für dieses Fiasko können und wollen keinen wesentlichen Beitrag zur Besserung leisten, die Hilfe der restlichen Welt bewegt sich an der Grenze der Peinlichkeit und die Last wird wenigen Ländern in der unmittelbaren Nachbarschaft des Irak aufgebürdet. Und, um den Zynismus der Mächtigen in dieser Welt völlig offenbar werden zu lassen, sieht sich jenes Land, welches zweifellos die Hauptlast bei der Versorgung der irakischen Flüchtlinge zu tragen hat, nämlich Syrien, selbst politisch und wirtschaftlich massiv unter Druck gesetzt. Von den rund 2,5 Millionen Flüchtlingen halten sich nach den Schätzungen des UNO-Flüchtlingshilfswerkes fast 1,5 Millionen in Syrien und an die 750.000 in Jordanien auf. Und die Unterstützung der Welt ist - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - wahrlich lächerlich und zwar sowohl in politischer als auch in finanzieller Hinsicht. Dazu eine Zahl: Die EU hat unmittelbar vor der Sommerpause den "großzügigen" Beschluss gefasst, für die irakischen Flüchtlinge den Betrag von 10,2 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Eine Schande. Auch in politischer Hinsicht kann man als Europäer nicht umhin, sich schlicht und einfach zu schämen. Mit Ausnahme Schwedens gibt es keine nennenswerten Programme zur Hilfe für die irakischen Flüchtlinge. Österreich stellt hier keine Ausnahme dar. Es hat - mit Ausnahme einiger Projekte im vergleichsweise sicheren Nord-Irak - alle Hilfsprojekte eingestellt und ist auch nicht bereit, sich an irgendwelchen Flüchtlingshilfsprogrammen zu beteiligen. Eine Schande, wenn man die humanitäre Tradition unseres Landes betrachtet.

"Aladins Wunderlampe"

Abschließend sei noch darauf verwiesen, dass die "Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen" seit rund sechs Jahren ein großes medizinisches Hilfsprojekt im Süd-Irak durchführt. Im Rahmen des Projekts "Aladins Wunderlampe - Hilfe für krebskranke Kinder in Basra" finanzieren wir die Kinderkrebsstation des größten Mutter-Kind-Spitals in der Provinz Basra. Seit unserer ersten Hilfslieferung im Jahr 2002 bringen wir jährlich durchschnittlich zwei Hilfslieferungen in den Irak. Der Wert unserer Hilfe belief sich bis dato auf rund 1,5 Millionen Euro. Darüber hinaus konnten wir die medizinische Behandlung von 17 irakischen Kindern in Österreich finanzieren. Der Großteil unseres Budgets kommt aus privaten Spenden.

Es ist wahrlich höchste Zeit, dass Europa sich der humanitären Katastrophe im Irak endlich einmal ernsthaft annimmt.