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33-Jähriger will sich im US-Repräsentantenhaus für die Soldaten einsetzen. | Washington. Man könnte meinen, es sei Ostern in Washington, D.C. Es ist warm, die Vögel zwitschern und die Menschen flanieren gelassen durch die Straßen. An einem solchen Tag versammelte sich vergangene Woche der US-Kongress zum ersten Mal unter seiner neuen demokratischen Führerschaft. Und feierte dies mit unzähligen Parties.
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Eine der ausgelassensten davon findet im Zimmer 1007 im Longworth House Office Building, einem neoklassizistischen Gebäude ganz in der Nähe des Kapitols, statt. Dort, wo Patrick Murphy, der neue Abgeordnete zum US-Repräsentantenhaus und Irak-Veteran sein Büro hat, versammeln sich Hunderte von Menschen: Freunde, Familienmitglieder, Freiwillige und eben seine Basis - die Soldaten und Kriegsveteranen.
"Wir haben es geschafft, Buddy", lacht Murphy und drückt Skip Rohmer so eng er kann an sich. "Ich werde euch nicht enttäuschen", verspricht er dem 61-Jährigen, der vor lauter Freude Tränen in den Augen hat. Skip hat in Vietnam gedient und ist seitdem Invalide. Patrick ist auch Veteran der Armee, doch er war in Bosnien und Bagdad und kam heil wieder nach Hause.
Der 33-Jährige ist die große Hoffnung vieler Veteranen und von Soldaten, die von ihren Auslandseinsätzen im Irak und Afghanistan zurück kommen und zum Teil unter schwersten psychischen und physischen Verletzungen leiden. Um sie kann und will sich keiner so recht kümmern. Es fehlt das Geld.
Für die Veteranen des Zweiten Weltkrieg und des Vietnam-Kriegs gab es noch eine gute Gesundheitsversorgung und Pensions- und Invalidenversicherung. In diesem Ausmaß fehlt das heute. "Ich glaube, dass die Demokraten unsere Soldaten besser behandeln werden als die Republikaner es in den letzen Jahren getan haben", meint deswegen ein weiterer Vietnam-Veteran. "Man hätte nicht für diesen Krieg stimmen dürfen", schüttelt er den Kopf.
"Was wir brauchen, ist eine ,GI Bill of Rights, sagt Charlie Weinert. Also einen Bürgerrechtekatalog für Soldaten. Der ehemalige Militärpilot der US-Air Force ist Mitglied der "Veterans and Military Families for Progress", einer Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Soldaten und Veteranen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Ausgelaugt und schlecht ausgerüstet
"Das U.S. Militärpersonal ist ausgelaugt und steht unter enormen Stress", sagt er. Es gebe viel zu wenige Soldaten, die alle Aufgaben weltweit und im eigenen Land erfüllen könnten. Oft sind sie auch nicht richtig ausgerüstet oder ausgebildet. Es kommt vor, dass Mitglieder der Air Force den Bodentruppen zugeteilt werden. Es fehlt vielerorts an Munition und Schutzkleidung. Zudem werde vielfach Militärausrüstung an die Front geschickt, die auf ihre Tauglichkeit gar nicht wirklich überprüft wurden, oder für manche Operationen nicht geeignet sind. Der "M2 Bradley", ein Schützenpanzer, der im Irak im Einsatz ist, soll so einer sein. Er besteht zum Teil aus Aluminium. Und das schmilzt, wenn man über eine "Roadside Bomb" fährt.
"Präsident Bush und eine Handvoll seiner Männer haben unser Militär zerstört", sagt Charlie und ist sichtlich böse. Er hofft nun, dass die Demokraten im Kongress das Ansehen und Funktionalität der Armee wieder herstellen und einen neuen Weg in der Irakpolitik einschlagen werden. Dass dies kein einfaches Unterfangen ist und noch viel Debatten braucht, weiß Charlie. Dennoch hofft er, dass Patrick Murphy da etwas beitragen wird.