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Die irakischen Kurden steigen aus der Nordfront aus

Von Susanne Güsten

Politik

Istanbul - Im UN-Sicherheitsrat wird über das Vorgehen gegen den Irak noch debattiert, doch im Norden des Landes hat sich die Pandorabüchse schon geöffnet. Auf einer Sondersitzung verabschiedete das nordirakische Kurdenparlament am Dienstag eine Warnung an die USA und die Türkei, nicht im Nordirak einzumarschieren.


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Der einstimmige Beschluss der nordirakischen Kurden folgte unmittelbar auf die vage Ankündigung der türkischen Regierung, US-Truppen zur Eröffnung einer Nordfront gegen Bagdad doch ins Land zu lassen und eigene Truppen in den Nordirak zu entsenden. Ausländische Truppen würden im Nordirak nicht geduldet, warnten die Kurden, die sich von der Einigung zwischen Washington und Ankara verraten fühlen. Statt in der Nordfront gegen Bagdad mitzumachen, wollen die Kurden ihre 100.000 Kämpfer nun gegen den amerikanisch-türkischen Einmarsch in Stellung bringen.

"Es soll bloß keiner glauben, dass wir bluffen", warnte der Außenbeauftragte der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP), Hosiar Zebari, im Vorfeld der Sondersitzung. "Jede Intervention, gleich unter welchem Vorwand, wird Kämpfe provozieren." Ausdrücklich beschloss das Kurdenparlament im nordirakischen Erbil (Arbil), seine Warnung sowohl der türkischen als auch der amerikanischen Regierung zu überstellen. "Allen Ländern, die Truppen auf unser Gebiet schicken wollen, werden wir den Weg versperren", heißt es in der Resolution. Damit ist das Tischtuch zwischen den USA und ihren vormaligen Bündnispartnern gegen Saddam Hussein zerschnitten. Zwischen der Türkei und den nordirakischen Kurden - zwei Nachbarn, die bisher friedlich koexistierten - ist praktisch der Krieg erklärt.

Lange hatten die KDP von Massud Barzani und die Patriotische Union Kurdistan (PUK) von Jalal Talabani, die seit dem letzten Golfkrieg den Nordirak kontrollieren und gemeinsam rund 100.000 Mann unter Waffen haben, den US-Versprechen auf einen demokratischen Irak und regionale Autonomie für die Kurden geglaubt. Sogar eine Verfassung für ein kurdisches Bundesland in einem demokratischen Bundesstaat Irak hatten die Kurdengruppen mit impliziter Billigung der USA schon entworfen, als Washington sie noch für die Nordfront hofierte. Erste Zweifel an der Aufrichtigkeit Washingtons kamen den Kurden, als die USA ihre Pläne für eine Militärverwaltung des Landes vorstellten. Washington lässt die gesamte irakische Opposition seither am ausgestreckten Arm verhungern.

Endgültig vollzogen wurde der Bruch nun durch die Einigung zwischen Türkei und USA auf ein gemeinsames Vorgehen an der Nordfront, der das türkische Kabinett am Montagabend zustimmte und dem in Bälde ein Parlamentsbeschluss folgen soll. Weil Washington die Türken für den Krieg dringend braucht, konnte Ankara in den Verhandlungen über die US-Durchmarscherlaubnis fast alle türkischen Bedingungen durchsetzen - und die sind mit den kurdischen Interessen unvereinbar. Schriftlich vereinbarten Ankara und Washington, dass es nach dem Krieg keinerlei autonomen Status für die nordirakischen Kurden geben soll und dass die Kurdenmilizen vollständig entwaffnet werden. Während des Krieges erhält die türkische Armee im Nordirak freie Hand, um die Gründung eines Kurdenstaates zu verhindern. KDP-"Vizepremier" Sami Abdul Rahman dazu: "Entwaffnen kann uns keiner."