)
Der österreichische Wählernachwuchs galt für die Meinungsforscher und politischen Kommentatoren schon vor der EU-Wahl als verloren gegangene Zielgruppe für alle Parteien der Mitte und Links im Politspektrum. "Die Jugend in Österreich wählt rechts", war allerorten zu hören. Diese Stimmung wurde auch von der FPÖ kampagnisiert.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der letzte Wahlsonntag brachte aber ein anderes Ergebnis. Wie so oft hat so mancher Wahlwerber ohne den Wähler die Rechnung gemacht. Das von Strache und Co. fix gerechnete "Stimmenfutter" der jungen Österreicher für die FPÖ entpuppte sich als Irrglaube. Denn: Die unter 30-Jährigen haben am vergangenen Sonntag überwiegend den Pro-Europäischen Parteien ihre Stimme gegeben.
Mit 28 Prozent lag in dieser Wählergruppe die ÖVP in Front. Die Jugend überlegt sich also sehr wohl genau, wem sie wann ihre Stimmen gibt und lässt sich nicht pauschal von einer Partei vereinnahmen oder schubladisieren. Das Votum der Jugend ist daher auch als Denkzettel gegenüber jenen Kräften im Land zu sehen, die bisher glaubten, durch hetzerische Slogans die Jugend ins Boot holen zu können. Die Jungen wählten für Europa und gegen Wischi-Waschi-Kurs, Hetze und Extremismus.
Die erfreuliche Erkenntnis dieser Entwicklung lautet: Besonders die jungen Leute stehen dem europäischen Projekt in Österreich offensichtlich sehr aufgeschlossen und positiv gegenüber. Vielleicht begründet sich das klare, pro europäische Votum der Jugend am Sonntag auch darin, dass sich die Jugend der vielfältigen Möglichkeiten in Europa bewusst ist und diese auch nützen will. Die Jugendlichen sind mobiler, flexibler und auch aufgeschlossener für Neues.
Gleichzeitig wollen sie aber auch Stabilität, Sicherheit und Verlässlichkeit. Das wurde durch den Wählerwillen am Sonntag ganz eindeutig zum Ausdruck gebracht.
Das Wahlverhalten der Jugend ist nun auch für die Politik eine große Chance, die Jugend noch umfangreicher von der europäischen Idee zu überzeugen. In Europa steckt viel Potenzial für junge Leute. Ob Bildungsangebote, Schüleraustauschprogramme, Studieren und Arbeiten in einem anderen EU-Land - für unsere Jugend hat Europa ein großes Angebot zur persönlichen Weiterentwicklung.
Es war daher richtig, schon vor vielen Jahren in den verschiedensten Bereichen die Jugend mit der EU und Europa zusammenzuführen. Nur wenn in den Schulen, an den Hochschulen und dann am Arbeitsplatz Europa als Zukunftschance für uns alle erklärt wird, werden wir auch vom Schlussfeld der EU-Sympathisanten ins Mittelfeld oder sogar weiter nach oben kommen. Davon bin ich fest überzeugt.
klubobmann@wienerzeitung.at