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Die Katastrophe vor der Haustür

Von Thomas Seifert

Reflexionen
"Du musst kämpfen", hat es für Aburu Nighty geheißen, ein Ebola-Opfer in Uganda. Sie hat gekämpft - und sie hat überlebt.
© Thomas Seifert

Hat man als erfahrener Kriegs- und Krisenreporter ein geschulteres Auge dafür, was nun auf uns zukommt? Versuch einer Einschätzung der Lage in Rückblicken.


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"Aburu Nighty hat überlebt. Aufrecht sitzt sie in ihrem Bett im Hospital von Gulu, Uganda. Die Diagnose ihrer Krankheit war niederschmetternd, als sie vor drei Wochen eingeliefert wurde. Ebola, der Dschungel-Tod. Sieben von zehn Patienten sterben an der heimtückischen Krankheit. ,Meine Zeit war noch nicht gekommen‘, flüstert sie.

Sie sitzt auf ihrem Krankenlager. In regelmäßigen Abständen wäscht das Reinigungspersonal um ihr Bett mit einer beißend riechenden Chlorlösung. Ärzte und Pfleger stecken in Schutzanzügen: steriler Mantel, Mundschutz, Gummistiefel. Die Ebola-Station ist hermetisch abgeriegelt."

Ich erinnere mich in diesen Tagen wieder deutlicher an ihre Geschichte. Im Oktober 2000 bin ich für meinen damaligen Arbeitgeber - das Nachrichtenmagazin "News" - nach Gulu in Norduganda gereist, um über einen Ebola-Ausbruch zu berichten. 425 Infektionsfälle mit dem Virus Sudan ebolavirus wurden damals dokumentiert, 224 Menschen starben daran. Eine Mortalitätsrate von angsteinflößenden 53 Prozent.

Der Autor während eines Sandsturms auf einem Marktplatz in Bagdad, kurz nach einem US-Bombardement.
© Markus Matzel

Das Coronavirus ist um Potenzen weniger tödlich als Ebola, der bei den meisten harmlose Verlauf führt aber zu einer explosionsartigen Vermehrung des Virus, weil viele Erkrankte gar nicht so richtig merken, dass sie an Covid-19 leiden.

Aburu Nighty taucht dieser Tage im Gedächtnis wieder auf, die Sicherheitsprotokolle, um sich im Hospital und in der Umgebung bewegen zu können, die Gespräche mit den Vertretern der Weltgesundheitsbehörde und des US-Center for Disease Control.

Die Begegnungen mit dem Spitalspersonal werden wieder lebendig, es gab damals eine Heldin, die sich nach dem Auftreten der ersten Fälle freiwillig für die Ebola-Station meldete - was ihre Kolleginnen und Kollegen dazu motivierte, es ihr gleichzutun. Ihren Namen muss ich allerdings aus dem Archiv kramen: Genofeffa Giannasi, eine italienische Ordensschwester. Mit ihrem Vorbild begann das ganze Spital in Gulu den oft aussichtslosen Kampf um das Leben ihrer Patienten.

Die Ebola-Geschichte erschien damals auf den Seiten 78, 79 und 80 des Magazins. Wirklich beschäftigt hat die Republik freilich ein Spitzelskandal um Jörg Haider, eine Affäre um FPÖ-Justizminister Dieter Böhmdorfer und eine veritable schwarz-blaue Koalitionskrise. First World Problems eben.

Im Jahr 2000 erschien außerdem noch eine Reportage über Kindersoldaten im vom Bürgerkrieg zerrissenen westafrikanischen Land Sierra Leone, eine Geschichte aus Mozambique über eine Flutkatastrophe und eine Reportage von der Frontlinie in Tschetschenien, wo Russland Krieg gegen Separatisten führte.

Verwundetes New York

Das Reporter-Jahr 2000 war fast beschaulich verglichen mit dem, was 2001 folgte: Die Terroranschläge des 11. September eröffneten ein neues Kapitel der Zeitgeschichte. Die Anreise nach New York via Toronto - ein paar Tage nach dem 11. September - war einigermaßen kompliziert, der Luftraum über den USA noch gesperrt. New York war eine verwundete Stadt in Trauer. Union Square, Washington Square, Times Square: Kerzen, Blumen, Teddybären. Und verzweifelte Flugblätter des Verlusts. "John Katsimatides. 104. Stock. Nordturm. Freundlich zu jedem, den er trifft. John, bitte finde Deinen Weg nach Hause." Oder: "Feuerwehreinheit 1, Brooklyn: Einer tot, 11 vermisst. Bringt unsere Jungs heim."

John A. Katsimatides fand nicht zurück nach Hause, sein Name ist auf Tafel N-39 am Nordpool des 9-11-Memorial eingraviert. Und die Jungs der Feuerwehreinheit sind 12 der 343 Feuerwehrleute, die nicht mehr von ihrem Dienst zurückgekehrt sind. Der 11. September war ein schwerer Schlag für New York. Aber bis wenige Tage bevor das Corona-Virus auch den Big Apple lahmlegte, war die Stadt lebenswerter als je zuvor in ihrer Geschichte. Städte sind resilient, weil ihre Bewohner resilient sind.

Am 11. Oktober 2001 bin ich, aus Tadschikistan kommend, in Afghanistan angekommen - einem Land, in dem seit dem Einmarsch der Sowjets 1979 Krieg herrschte. Und obwohl nicht weit von unserer Unterkunft Gefechte geführt wurden, funktionierten die Schulen und es gab sogar ein von italienischen Ärzten betriebenes Spital in der Nähe. Die Marktwirtschaft tat ihre Wunder: Mit dem Auftauchen der Journalisten aus aller Welt gab es plötzlich Schokoriegel, Spaghetti-Nudeln und Kaffee. Um uns zwischendurch auf andere Gedanken zu bringen, brachte uns unser Übersetzer Daoud zu einem Buzkaschi-Spiel (einem berittenen Teamsport, bei dem um einen Ziegenkadaver gefochten wird) und zu einem afghanischen Poeten, der es schaffte, nicht der Landessprache Dari mächtige Journalisten mit seiner mit sonorer Stimme vorgetragenen Poesie zu Tränen zu rühren.

Nutella in Bagdad

2001 war bereits klar, dass der Irak das nächste Ziel von George W. Bush, Dick Cheney und Donald Rumsfeld sein würde. Im März 2003, ein paar Tage vor dem US-Angriff, quartierte ich mich mit meinem Fotografenkollegen Markus Matzel im Hotel Palestine in Bagdad ein. Mineralwasservorräte, palettenweise Energy Drinks, Essens-Konserven und ein Halbjahresbedarf Nutella kauften wir noch in Amman, der Hauptstadt Jordaniens, und stapelten alles am Fenster auf. Die Bagdadis waren mit Hamsterkäufen beschäftigt - Dieselgeneratoren waren Bestseller - und mauerten die Auslagen ihrer Geschäfte zu.

Allen war klar: Da kommt etwas Großes auf sie zu. Eine amorphe, nebulöse, unbestimmte, nicht zu greifende Bedrohung.

Die Gefühlsmelange von damals - Wellen von aufgekratztem Unbehagen vor dem Ungewissen, Andrenalin-aufgepumpter Aufregung und schicksalsergebener Angst-Starre -, diese Gefühlsmelange ist vergangenes Wochenende zurückgekehrt. Als nämlich klar war, dass der Countdown zum Corona-Ausnahmezustand bald abläuft. Denn spätestens am Freitag den 13ten war es nicht mehr zu leugnen: Die Angreifer sind im Anmarsch. Die Angreifer: Die aus Ribonukleinsäure und aus einer Lipid-Membran und Protein-Hülle bestehenden Sars-CoV-2-Viren.

In Bagdad war die Bedrohung noch recht konkret: B52-Bomber, Cruise Missiles, Lenkbomben, Artillerie, M1-Panzer. Die Bedrohung durch das Coronavirus hingegen ist recht abstrakt. Das Virus hat gerade einmal einen Durchmesser von 120 Nanometer. Legt man 500 Viren nebeneinander, dann ergibt das eine Strecke, die dem Durchmesser eines durchschnittlichen Haares entspricht. Dennoch keine Kleinigkeit.

Aber da es als Mikro-Parasit menschliche Zellen befällt, wird sogar der Freund zum Feind - zumindest metaphorisch. Denn alle, die einem zu nahe kommen, werden zum potenziellen Überträger der Krankheit Covid-19. Der Besuch von Töchtern, Söhnen und Enkeln wird zumindest für betagtere Eltern oder Großeltern potenziell lebensgefährlich. Ein Treffen mit Freunden - selbst bei Einhaltung aller gebotenen Vorsicht - will gut überlegt sein und jede Fahrt mit dem öffentlichen Verkehrsmittel, die Arbeit an der Registrierkasse im Supermarkt und erst Recht die Pflege der an Covid-19 Erkrankten wird zum Ansteckungsrisiko.

Das Sars-CoV-2-Virus ist eine Massenvernichtungswaffe: Es zerstört den Freiraum und die Selbstbestimmung des Menschen, pulverisiert das soziale Leben und legt die Wirtschaft in Trümmer. Das Virus überträgt nicht nur Covid-19, sondern es isoliert die Menschen schon lange, bevor sie erkranken.

Geschichte-Rohentwurf

Journalismus ist der erste Roh-Entwurf von Geschichte: Dass in diesen Tagen Geschichte geschrieben wird, ist unleugbar. Die letzte globale Pandemie mit katastrophalen Folgen war im Jahr 1918 - jetzt, 102 Jahre später - ist es wieder so weit. Plötzlich ist man nicht mehr der Zeitzeuge, der mit dem nächsten Flugzeug die Krisenzone verlassen kann, wenn es genug ist. Man steckt mittendrin - ist Berichterstatter und Betroffener zugleich. Abreise? Wohin? Und vor allem: Wie?

Die Katastrophe ist jetzt vor der Haustür, nicht mehr in Bagdad oder Kabul, in Damaskus oder Tschetschenien.

Ist es in dieser gar nicht schönen neuen Welt von Vorteil, Zeit in Krisengebieten verbracht zu haben? Man weiß als jemand, "der oft Phasen in Regionen verbracht, wo es unangenehm, manchmal gefährlich war" - so schrieb die erfahrene Kriegs- und Krisenberichterstatterin Petra Ramsauer auf der Nachrichtenplattform Twitter -, dass es nie so schlimm wird, wie sich die Fantasie das ausmalt. Da hat Ramsauer recht: Unsere durch den Konsum dystopischer Katastrophenfilme programmierten Hirne sehen gleich den Untergang der Welt, wenn die Situation tatsächlich noch bewältigbar ist. Krisenreporter wie Ramsauer haben gelernt, in Szenarien zu denken und zu versuchen, dahinterzukommen, was die nächsten Eskalationsschritte in einer Krise sein könnten, und was passieren muss, damit sich die Lage wieder beruhigt.

Kübler-Ross-Modell

Denn als Kriegs- und Krisenreporter ist man geschult, unablässig nach einem Plan B, nach einem Plan C zu suchen - man weiß ja nie. Und wer aus Kriegen, Bürgerkriegen und von Naturkatastrophen heimgesuchten Gebieten berichtet hat, ahnt, was es wirklich bedeutet, wenn Menschen keine Optionen mehr haben. Und man hat mitbekommen, dass selbst in einer ausweglosen Situation das Leben weitergeht und es auch in der größten Dunkelheit zumindest Momente des Lichts gibt. Und wenn die Lage heute im Moment ziemlich düster scheint, gibt es Trost: Der erste Moment des Schocks ist der schlimmste.

Die im Jahr 2004 verstorbene schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross hat ein Modell entwickelt, das beschreibt, wie Menschen mit Verlust, Trauer und ihrem eigenen Tod umgehen: Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz. Ihr Modell passt aber auch ganz gut für die Herausforderung des Einzelnen, sich in der gar nicht so schönen, neuen Pandemie-Welt einzurichten.

Leugnen: Der Ausbruch in Wuhan war Ende Dezember 2019 - heute gibt es Diskussionen, ob die erste Person am 1. Dezember oder bereits am 17. November Symptome einer Krankheit gezeigt hat, die später Covid-19 benannt wurde. Am 23. Jänner 2020 wurde Wuhan unter Quarantäne gestellt und alle Transportverbindungen wurden unterbrochen. Wuhan war das warnende Menetekel, das weltweit zwar alle Alarmglocken schrillen ließ, aber letztlich war es so wie immer: Wuhan ist 8065 Kilometer von Wien entfernt, also ziemlich weit weg. Dabei hat das Virus bis zum Zeitpunkt der Quarantäne bereits 1016 Menschen getötet, mehr als 42.600 Fälle von Covid-19 wurden bis dahin in China bereits diagnostiziert. Eigentlich hätte man zu diesem Zeitpunkt zumindest erahnen können, was möglicherweise auf die Welt zukommt.

Und warum hat man nicht spätestens am 21. Februar, als die Lombardei sich zu einem gefährlichen Viren-Cluster entwickelte und die Zahl der Infizierten dort explodierte, begonnen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten? Bergamo, einer der Corona-Hotspots in der Lombardei, ist 580 Kilometer von Wien entfernt. Weit weg? Naja.

Zorn: Die Erinnerung an eine traumhafte Reise mit der Familie, an das Konzert der Band Tycho im WUK Ende Februar, eine Reise nach Berlin zu Freunden, Yoga in der Babenberger Passage, ein wunderschöner Ballettabend in der Staatsoper. Das Virus rückt all das - wohl für einige Zeit - in weite Ferne. Das ist nicht nur nicht fair, sondern inakzeptabel. Gleichzeitig schärft dieser Verlust die Sinne für das, was das Leben schön macht.

Alle werden "Prepper"

Verhandeln: Wie viele Freiheiten muss der Einzelne eigentlich opfern, um die Gemeinschaft zu schützen? Wen darf man noch treffen? Ist es okay, morgens wie abends zum Supermarkt oder zum Laden um die Ecke zu gehen, damit man zumindest ein wenig Auslauf hat?

Depression: Die Welt wird für längere Zeit nicht mehr so sein, wie sie einmal war. Eine Welt ohne direkten Kontakt zu Menschen, ohne Abende im Lokal mit Freunden, eine Welt ohne Kultur ist trist. Menschen sind Herdenwesen. Die Corona-Welt ist eine stille, einsame, enge, klaustrophobe Welt.

Akzeptanz: Es ist, wie es ist. Heute ist es auch mir unbegreiflich, wie es mir gelungen ist, den Ernst der Lage so lange zu verdrängen. Die Welt ändert sich gerade. Für alle. Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression: nutzlos. Die Lösung heißt: Akzeptanz. Nun gilt es rasch zu handeln und sich gleichzeitig in schnellem und langsamem Denken zu üben. Nun geht es um die Zukunft.

Journalisten mit Kriegs- und Krisenerfahrung sind - berufsbedingt - Prepper (das aus dem Englischen stammende Wort leitet sich vom Pfadfindergruß "Be prepared" ab). Schließlich will man stets gut vorbereitet sein. Gefriergetrocknete Nahrung, Wasserentkeimungstabletten, Medikamente, Mundschutz-Masken, Schutzkleidung, Impfungen, Handdesinfektionsgel, eine umfangreiche Apotheke - das alles gehört zur Standard-Ausstattung.

In den vergangen Tagen wurde aber nun fast jeder zu einem allzeit bereiten Prepper. Daraus lernt man: Menschen stellen sich blitzschnell auf eine neue Lage ein. Jeder hat jetzt erste Krisenerfahrungen. Viele haben sich für das Schlimmste gerüstet und wollen dazu beitragen, der kommenden Herausforderung gewachsen zu sein. Wer jetzt nicht Teil der Lösung ist, ist Teil des Problems. Das Zauberwort der Gegenwart: Solidarität.

Journalisten müssen jetzt eines tun: Berichten, was ist. Davor warnen, was droht, wenn man nicht rasch gegensteuert. Ein Kollaps der Spitäler. Logistische Schwierigkeiten in der Lieferkette. Drama am Arbeitsmarkt. Katastrophe in der Pflege. Heranrollende Wirtschaftskrise. Hiobsbotschaften. Ohne Unterlass.

Kritik & Vorausschau

Und es geht auch - bei allem Schulterschluss von "Team Österreich" - darum: Kritik üben und Fehler, die gemacht wurden, aufzeigen. Schonungslos. Wieso haben die Gesundheitsbehörden es zugelassen, dass Ischgl zum Corona-Hotspot wurde? Wieso haben fast alle Regierungen weltweit nach dem Auftreten von Sars im Jahr 2002/2003 und des H5N1-Vogelgrippe-Virus im Jahr 2006 die Hände wieder in den Schoß gelegt, anstatt ihre Gesundheitssysteme und ihre Bürgerinnen und Bürger auf einen mögliche Pandemie vorzubereiten? All das muss auf den Tisch. Denn wie sonst wollen wir aus Fehlern lernen, wenn wir nicht auf diese hinweisen?

Akzeptanz bedeutet aber auch, bereits den nächsten Schritt zu denken und nicht nur zu berichten, was ist, sondern darüber nachzudenken, was sein wird: Wie werden die finanziellen Lasten der Corona-Krise gerecht verteilt werden? Gelingt es, in kürzester Zeit auf eine Art Kommando-Wirtschaft umzustellen, in der alle Anstrengungen darauf gerichtet werden, das Sars-CoV-2-Virus zurückzudrängen? Markiert dessen Ausbruch den Beginn der pazifischen Epoche - erkennt der Westen die eigene Arroganz und begreift, dass es von lebendigen Demokratien wie Taiwan oder Südkorea, aber auch von weniger bis gar nicht demokratischen ostasiatischen Staaten wie Hongkong, Singapur und China einiges zu lernen gibt?

Der Zukunftsforscher Matthias Horx schreibt in seinem vor wenigen Tagen viel beachteten Essay "Die Welt nach Corona", dass es ein Zurück zu einer Zeit vor Corona nicht geben wird. Horx schreibt: "Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt."

Und das bedeutet, dass jetzt die Zeit ist, große Fragen zu diskutieren: Klimawandel, Kapitalismus, Globalisierung, Gerechtigkeit, soziale Ungleichheit. Die Zeit der Zyniker ist abgelaufen. Horx meint in seinem Essay, wenn wir im Herbst 2020 auf das Jahr zurückblicken, dann werden wir feststellen, dass wir die Sache ganz gut gemeistert haben - und wir trotz all dem Trauma und dem Schmerz viel dazugelernt und uns auf einen neuen, positiveren Zukunftspfad begeben haben.

Das wäre schön.

Aburu Nighty aus Uganda, die Hauptprotagonistin meiner Reportage von damals, hat überlebt. Ihr Arzt hat zu ihr gesagt: "Du musst kämpfen." Und sie hat gekämpft. Das war vor 20 Jahren. Heute gilt Ebola als besiegt.

Thomas Seifert, geboren 1968, ist stv. Chefredakteur der "Wiener
Zeitung" und war viele Jahre, auch für andere Medien, als Reporter in
internationalen Krisenregionen unterwegs.