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Eine Raubkatze der Urzeit ernährte sich schon vor 40 Millionen ausschließlich von Fleisch.
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Ein kleiner Säbelzahntiger könnte eines der ersten katzenartigen Raubtiere der Welt gewesen sein. Die Art namens Diegoaelurus lebte vor 42 Millionen Jahren und war in etwa so groß wie ein Rotfuchs. Das berichtet ein Team des Naturhistorischen Museums in San Diego im US-Staat Kalifornien. Das Fossil der Art Diegoaelurus wurde in Nordamerika westlich der Rocky Mountains gefunden.
Diegoaelurus war um einiges kleiner als der bekannte Smilodon, eine Gattung der ausgestorbenen Gruppe der Säbelzahnkatzen, die vor 2,58 Millionen Jahren entstand und vor 12.000 Jahren an der Wende vom Pleistozän zum Holozän ausstarb. Smilodon unterschied sich sowohl stammesgeschichtlich als auch anatomisch von heutigen Großkatzen. Er war muskulöser und schwerer gebaut und hatte einen abschüssig verlaufenden Rücken. Auf der Erde war er 40 Millionen Jahre später als Diegoaelurus verbreitet.
Beide Arten ernährten sich dank ihrer charakteristischen, extrem langen gebogenen Eckzähne ausschließlich von Fleisch, berichtet das Team im Fachjournal "PeerJ". Diegoaelurus sei das erste bekannte Raubtier mit Säbelzähnen. Das Fossil aus der Sammlung des Museums öffne einen Blick auf die Erde im Eozän, an dessen Beginn vor 56 Millionen Jahren eine ein weltweiter Temperaturanstieg von mindestens sechs Grad Celsius durch eine Zunahme der atmosphärischen Kohlenstoffdioxid-Konzentration stand. Die Folgen waren eine Ausdehnung der tropischen Klimazone und Migrationsbewegungen von Flora und Fauna. Bei dem untersuchten Fossil handelt es sich um einen Unterkiefer und gut erhaltene, säbelartige Raubzähne.
"Heute ist es nicht ungewöhnlich, dass manche Tiere sich ausschließlich von Fleisch ernähren. Zu den Hyperkarnivoren zählen Tiger und andere Großkatzen, ebenso wie Eisbären und freilich Hauskatzen. Vor 42 Millionen Jahren entdeckten die Säugetiere gerade erst, wie sie durch reinen Fleischverzehr überleben könnten", wird Ashley Poust in einer Aussendung des Museums zitiert. "Ein entscheidender Vorteil waren die speziellen Zähne, mit denen rohes Fleisch sich zerteilen ließ, wozu diese neu beschriebene Art bereits in der Lage war."
Der frühe Fleischfresser wird der rätselhaften, komplett ausgestorbenen Gattung namens Machaeroidinen in der Gruppe der Säbelzahnkatzen zugeordnet. Nur eine Handvoll Fossilien gibt Aufschluss über diese mit heutigen Fleischfressern verwandte Gattung. "Wir wissen wenig über die Machaeroidinen, daher vervollständigt jede neue Erkenntnis das Bild," sagt Ko-Autor Shawn Zack vom Medizinischen College der University of Arizona. "Dieses ziemlich vollständige Fossil mit dem Gebiss eines Diegoaelurus zeigt, dass die Machaeroidinen aus verschiedenen Arten bestanden. Und es erlaubt uns, etwas über das Ernährungsverhalten und die Verwandtschaftsverhältnisse in dieser Gattung abzuleiten." Bereits bekannt ist eine verwandte Art namens Apataelurus, die etwas größer war und zu einer ähnlichen Zeit lebte.
Experiment der Evolution
Die Forschenden nennen den mächtigen Jäger mit vollem Namen "Diegoaelurus vanvalkenburghae" nach der US-Paläontologin Blaire Van Valkenburgh. Das Tier hatte ein prominentes Kinn zum Schutz seiner Reißzähne. "Wir kennen keinen älteren Beweis für ein hyperkarnivorenes Raubtier", sagt Poust. "Einige noch frühere Vorfahren der Säugetiere hatten zwar lange Fangzähne, aber Diegoaelurus und seine Verwandten sind die ersten Tiere, die katzenartig ausschließlich Fleisch fraßen, das sie mit ihren vorderen Säbelzähnen und und ihren hinteren Reißzähnen zerteilten. Seitdem haben zahlreiche Tiergruppen diese potente Kombination unabhängig von einander ausgeprägt."
Diegoaelurus und die Gruppe der Machaeroidinen repräsentieren wohl ein Experiment der Evolution. Hyperkarnivorie ist der Lebensstil von Katzen bis heute. Poust nimmt an, dass es noch weitere Säbelzahnjäger gegeben haben könnte. Das Fossil des "Diegoaelurus vanvalkenburghae" stammt aus einer Fundstelle in der Santiago Formation in Südkalifornien. Sie wurde erstmals in den 1980er Jahren von einem 12-jährigen Buben entdeckt.