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Die Käufer des Erbes

Von Clemens Neuhold

Wirtschaft

Alon Shklarek, Chef der Sanierergruppe Cudos, über neue Profite mit alten Marken.


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Cudos wurde durch zwei prominente Namen bekannt: Durch die Waldviertler Traditionsweberei Backhausen, die Cudos 2012 aus der Pleite holte, und durch das prominente Gründungsmitglied Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Zweites Gründungsmitglied von Cudos ist Vorstandschef Alon Shklarek. Er gibt der "Wiener Zeitung" Einblick in die Ziele des Millionen-schweren Fonds.

"Wiener Zeitung": Wie geht es Backhausen nach der Übernahme durch Cudos?Alon Shklarek: Sehr gut, wir haben den Turnaround geschafft. Wir rechnen damit, dass wir heuer ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. In Deutschland haben wir bereits zusätzliche Mitarbeiter aufgenommen, im Herbst könnte das auch in Österreich der Fall sein. Backhausen hat zum Beispiel den Auftrag gelandet, die Starbucks-Filialen in China auszustatten.

Ziel eines Sanierungsfonds wie Cudos ist die Rendite durch einen Weiterverkauf. Wenn Sie Gewinne schreiben, verkaufen sie Backhausen wieder?

Nein. Warum soll ich unbedingt aussteigen? Auch Dividenden bringen Rendite. Über einen Exit denken wir nach, wenn ein neuer Eigentümer noch mehr aus dem Unternehmen machen kann.

Haben Sie weitere Deals an Land gezogen?

Keinen. Wir arbeiten an mehreren, aber das ist vertraulich.

Bei Dayli läuft die Zeit ab. Interesse?

Wir haben keines und hatten nie eines.

Was sagen sie zu der Geschichte?

Die Branche ist wahnsinnig schwierig. Ich hatte schon vor einem Jahr Zweifel, ob es möglich ist, das Unternehmen zu sanieren. Wir haben heute schon eine extreme Dichte an Drogerien. Das Konzept, das hier angedacht war, hat in Österreich wenig Chance auf Erfolg. Es war dafür außerdem von Anfang an viel zu wenig Kapital da.

Welche anderen Bereiche sind für Cudos interessant?

Grundsätzlich Unternehmen und Branchen, die über echte Wettbewerbsvorteile verfügen. Das sehen wir aber nicht nur im Hightech- und Softwarebereich, sondern auch in einem Feld, das ich Heritage nennen würde. Das sind Unternehmen, die durch ihren Markenkern einen wirklichen Vorteil haben, so wie Backhausen. Perfekte Webkunst seit 160 Jahren kann die Konkurrenz nicht in ein paar Jahren aufholen.

Heritage klingt nach Sisi.

(Lacht) Ich verstehe darunter eine starke Verwurzelung nach dem Motto: Zukunft braucht Herkunft. Die Konsumenten suchen das.

Welche Betriebe sind interessant?

Viele, aber es wäre taktisch unklug, welche zu nennen.

Gmundner Keramik hatte in den vergangenen Jahren Probleme. Wäre das etwas für Sie?

Ich wüsste nicht, dass sie zum Verkauf stünden. Aber wäre es der Fall, wären wir bestimmt interessiert.

Ist es nicht ein Widerspruch, Investoren 20 bis 30 Prozent Rendite zu versprechen und dabei in eher behäbige Traditionsbetriebe zu investieren? Muss man da nicht eine Heuschrecke sein, die in einen Betrieb reingeht, ihn abgrast, ausweidet und weiterzieht?

Ich glaube nicht, dass solche Renditen nicht möglich sind. Behäbig sind die Betriebe gar nicht, siehe den Starbucks-Deal von Backhausen. Da kommt Heritage zu tragen. Unsere Qualität kann in Billiglohnländern nicht hergestellt werden. Die Rendite hängt außerdem sehr stark vom Kaufpreis ab. Wenn ich zu attraktiven Bewertungen kaufe, führen Wertsteigerungen zu hohen Renditen. Wir sind genau das Gegenteil von einer Heuschrecke. Wir denken langfristig, sind hemdsärmelig und schaffen nachhaltigen Mehrwert. Wir sind keine Finanzingenieure, die durch Bilanzumschichtungen und Lease-Back-Manöver nur am Papier Wert schaffen.

Sie haben lange in Israel und in den USA gelebt und gearbeitet. Warum Österreich?

Ich liebe Österreich.

Liebe genügt aber noch nicht für ordentliche Renditen.

Nicht alles ist Rendite.

Ist Österreich auch ein guter Standort?

Der Standort ist viel besser, als wir ihn als gelernte Österreicher oft schlecht reden. Aber natürlich muss einiges geschehen, damit wir besser werden.

Niedrigere Unternehmenssteuern?

Das glaube ich nicht, obwohl ich mich damit bei den Kollegen nicht beliebt mache. Erstens sind die Steuern schon jetzt relativ kompetitiv. Außerdem ist meine Erfahrung, dass sich ein Unternehmer wegen ein oder zwei Prozent Steuervorteil nicht für oder gegen einen Standort entscheidet. Was wir wirklich brauchen, ist eine nachhaltige und substanzielle Bildungsreform. Es fehlt Talent. Und es braucht mehr risikofreudige, junge Unternehmer. Viele Fördertöpfe werden gar nicht ausgenützt.

Welche Rolle spielt ihr prominenter Partner Alfred Gusenbauer?

Er ist Aufsichtsratsvorsitzender und ein sehr aktiver, engagierter, wertvoller Partner. Ich schätze seinen Beitrag sehr.

Was macht er genau?

Er ist Kontrollorgan und unterstützt uns dort, wo es Unterstützung braucht.

Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Wir teilen die Einschätzung, wie sich der Kapitalmarkt entwickeln wird und was Klein- und Mittelbetriebe in Österreich brauchen, nämlich Privates Eigenkapital. Das hat uns mit noch zwei anderen Partnern zusammengeführt.

Gusenbauer ist also einer von vier investierten Partnern?

Genau.

Ab welchem Investment bin ich bei Cudos dabei?

Wir haben drei Investitionsmodelle. Eines beinhaltet einen Sitz im Investmentkomitee, das auch die Investmententscheidungen trifft: Da ist die Eintrittsschwelle fünf Millionen Euro. Das normale Investment für jene, die nicht im Komitee mitentscheiden ist eine Million und für ausgewählte Partner, die fallweise bei Deals mitinvestieren, ist es eine halbe Million.
Zur Person: Alon Shklarek
Der 45-Jährige hat an der California State University studiert und 1992 seine eigene Unternehmensberatungsgruppe "asp." gegründet. Die Firma betreut von Wien und Boston aus unter anderem Adidas, Japan Tobacco oder Procter & Gambler. 2012 gründete er mit Alfred Gusenbauer und zwei weiteren Partnern die Investoren-Gruppe Cudos.

Private Equity ist Privates Eigenkapital, das nicht über die Börse gehandelt wird und oft bei jungen Unternehmen (Startups) oder Sanierungsfällen als Alternative zum Bankkredit gefragt ist. Die Kapitalgeber sind an der Firma beteiligt. Sie setzen auf eine starke Wertsteigerung des Unternehmens und bei einem späteren Verkauf auf entsprechend hohe Renditen.In Österreich steckt Private Equity in den Kinderschuhen.