Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Erst vor kurzem stöhnte ein ORF-Sportreporter bei einem Fußballspiel, dass er von den ganzen "-ic" am Rasen noch träumen werde. Dieser als kleiner Nebensatz eingestreute Gag macht eigentlich schon lange die Runde. Das -ic-Phänomen hat es den Österreichern angetan. Vor 30 Jahren wurde es auch öffentlichkeitswirksam verwendet, allerdings um auf die aufkeimende Fremdenfeindlichkeit zu verweisen. Das berühmte "Kolaric"-Plakat ist uns ebenso unauslöschlich in Erinnerung wie die Pez-Werbung oder das wieder entdeckte Paiper-Eis.
Am Mittwoch spätabends beschäftigte sich der ORF im Rahmen der Reihe "Brennpunkt" mit "Kolaric' Erben". Peter Liska und Meryem Citak machten sich auf die Suche nach den Gastarbeiterkindern der ersten Generation und brachten erstaunliche Lebensgeschichten zum Vorschein. Die einstigen Immigranten haben in Österreich nicht nur eine neue Heimat gefunden, sondern sich auch voll integriert. Probleme haben sie höchstens mit der Frage, als was sie sich fühlen. Die Dokumentation vermochte auf positive Weise Gefühle zu vermitteln, Gefühle der Sympathie mit Einwanderern, des Verständnisses für kulturelle Anpassungsschwierigkeiten und - um es hochtrabend zu formulieren - über das Wesen der österreichischen Nation. Einziger Makel war einmal mehr der Sendetermin. Zur Zeit der "Kolaric'" wäre die Doku im Hauptabendprogramm gelaufen, seine "Erben" müssen sich mit der Nacht begnügen.