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Die "Kleinen" haben es schwer

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Nicht nur die großen Konzerne, sondern auch die in Österreich besonders stark vertretenen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind seit dem Fall des Eisernen Vorhangs im so genannten "Osten" geschäftlich sehr aktiv, auch wenn sie gegenüber großen Unternehmen einige strukturelle Nachteile haben, erklärt Peter Huber vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".


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Direktinvestitionen, Joint Ventures, Franchising und andere Kooperationsformen wie zum Beispiel Kooperationsnetzwerke hat Huber in seiner Studie über die grenzüberschreitenden Aktivitäten von kleinen Unternehmen mit den Staaten Mittel- und Osteuropas unter die Lupe genommen. Das Fazit: Kleine Unternehmen kooperieren weniger als Große.

Dafür gibt es einerseits strukturelle und andererseits kulturelle Ursachen. "Kleine Firmen, die keine Kapitalgesellschaften sind, haben den Nachteil, dass sie für Finanzierungsvorhaben nicht auf den Kapitalmarkt zurückgreifen können", der Unternehmer trage bei Auslandsaktivitäten praktisch alleine das Risiko. Außerdem seien die KMU gewöhnlich stark hierarchisch organisiert, was für Kooperationen nicht unbedingt förderlich sei, so Huber.

Die Strukturunterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen erklären etwa 30 bis 40% der niedrigeren Kooperationswahrscheinlichkeit. Die restlichen 60 bis 70% haben ihre Ursache im unterschiedlichen Verhalten der kleinen Firmen. Einen möglichen Grund für die Zurückhaltung der Firmen sieht der Wirtschaftsexperte darin, dass es für die Unternehmer schwieriger ist, an die nötigen Informationen zu kommen - eine Aufgabe, für die in großen Unternehmen mitunter ganze Abteilungen betraut sind. Oft liege es aber auch an der Einstellung des Unternehmers, der einfach kein Interesse an Auslandskooperationen hat. "Wer es aber einmal getan hat, tut es meist wieder", stellt Huber fest. Die Kooperationsfreudigkeit steige mit der Erfahrung. Die Förderung der ersten Kooperation sei daher am wichtigsten. Insbesondere bei kleineren Unternehmen könne mit "weichen Maßnahmen" viel erreicht werden. So würden auch kulturelle Aktivitäten häufig eine erste Annäherung bringen und den Boden für eine fruchtbare wirtschaftliche Zusammenarbeit aufbereiten.