Warum das Netz in Wien besser ist als im Rest Österreichs - und was zu tun ist.
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Beim Mobilfunk ist die Download-
Geschwindigkeit in Wien um fast 20 Prozent schneller als im übrigen Österreich. Dafür gibt es mehrere Gründe. Im Vergleich zu ländlichen Gebieten bauen die Betreiber in Städten eine dichtere Netzinfrastruktur auf und haben Zugang zu einer besseren Backhaul-Infrastruktur (etwa Glasfaserkabel) zur Unterstützung ihrer Mobilfunknetze. Betreiber neigen dazu, die ersten 5G-Einführungen in Städten zu machen, da dies eine höhere potenzielle Rendite bedeutet. Dagegen können Infrastrukturinvestitionen in abgelegenen ländlichen Gebieten sehr kostspielig sein, und die Rentabilität ist aufgrund der geringeren Anzahl potenzieller Kunden, die diese Dienste nutzen, geringer.
Ein weiterer Grund sind die unterschiedlichen Frequenzbänder, die landesweit für 5G-Dienste genutzt werden. In Städten werden Mobilfunkbetreiber 5G-Netze eher in höheren Frequenzbändern (3 bis 6 GHz) einführen, die eine höhere Kapazität für stärker besiedelte Gebiete, aber eine geringere Abdeckung bieten, was durch eine dichter ausgebaute Netzinfrastruktur ausgeglichen wird. Auf dem Land werden sie dagegen eher 5G-Dienste in niedrigeren Frequenzbändern (unter 1 GHz) einrichten, um eine größere Abdeckung mit weniger Zellenstandorten zu gewährleisten - dies allerdings auf Kosten der Kapazität. Hinzu kommt, dass die Topografie ländlicher Gebiete - Berge, Hügel, Wälder - die Qualität des Mobilfunknetzes negativ beeinflussen kann.
Es gibt mehrere Lösungen, die Betreiber nutzen können, um die Kluft zwischen Stadt und Land zu verringern. Dazu gehört die gemeinsame Nutzung von Netzen und Infrastrukturen sowie die Errichtung kosten- und energieeffizienter Standorte in ländlichen Gebieten. Regulierungsbehörden können die Betreiber auch bei ihrem Aufbau in ländlichen Gebieten unterstützen, indem sie einen investitionsfreundlichen Rechtsrahmen schaffen, aber auch die Fortschritte bei der Umsetzung der Abdeckungsverpflichtungen überwachen, die den Frequenzlizenzen in der jüngsten 5G-Auktion zugewiesen wurden.
Damit Mobilfunkbetreiber die Kluft zwischen Stadt und Land überwinden können, müssen sie zusätzliche Einnahmen aus ihren Investitionen in 5G erzielen. Dies wird durch die Umstellung auf den 5G-Standalone-Zugang unterstützt, der neue Funktionen wie Network-Slicing ermöglichen wird. Obwohl die Einführung von 5G in Österreich bereits einige Jahre zurückliegt, befindet sich die Technologie noch in der Entwicklung, und international wird an der Entwicklung von 5G Advanced gearbeitet.
Wir haben die Erfahrungen mit dem Mobilfunknetz in Österreich mit jenen in Deutschland verglichen, und dort zeigte sich vorigen August ebenfalls ein deutliches Stadt-Land-Gefälle bei der Verfügbarkeit von 5G. Diese ist in den deutschen Städten generell höher als auf dem Land. Ebenso erleben Nutzerinnen und Nutzer in ländlichen Gebieten Deutschlands in der Regel deutlich langsamere 5G-Downloadgeschwindigkeiten als jene in städtischen Gebieten. Kürzlich haben wir ähnliche Ergebnisse auch in Großbritannien beobachtet. Dies zeigt, dass Österreich in dieser Hinsicht nicht allein ist. Handlungsbedarf besteht trotzdem.