Immer mehr Verbündete der USA ziehen ihre Truppen ab. | Bagdad. (ap) Gut drei Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs sind immer weniger Länder bereit, die Politik der USA mit der Entsendung eigener Truppen an den Golf zu unterstützen.
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Nach dem Regierungswechsel in Rom hat Italien angekündigt, bis Ende des Jahres vollends aus der "Koalition der Willigen" auszuscheren. Südkorea will die Anzahl seiner Soldaten um 1000 Mann verringern. Polen hat sich auf eine Verlängerung seiner Irak-Mission noch nicht festgelegt. All dies macht es den USA schwer, den eigenen Abzug zu planen.
Zwar betont der neue irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki, sein Land wolle binnen 18 Monaten selbst die volle Kontrolle über die Sicherheit übernehmen. Angesichts der anhaltenden Gewalt sind internationale Beobachter aber äußerst skeptisch, ob die Regierung die Lage wirklich ohne ausländische Truppen in den Griff bekommen kann. Die unaufhörlichen Anschlagsserien tragen viel zum Abbröckeln der "Koalition der Willigen" bei.
Selbst in Großbritannien, das der engste Verbündete der USA ist, wächst der öffentliche Unmut über den Einsatz. Dort gibt es nach offizieller Darstellung zwar vorerst keine Rückzugspläne, doch die Spekulationen blühen.
Zuletzt hatte auch im bisher eher ruhigen Süden, dem Haupteinsatzgebiet der Briten, die Gewalt deutlich zugenommen. Die Briten stellen mit 8000 Mann das zweitgrößte Truppenkontingent nach den USA mit 132.000; seit Kriegsbeginn starben 113 von ihnen. Mehr als 1000 britische Truppenmitglieder sollen desertiert sein.
Dass ein Truppenrückzug von den Bedingungen im Irak abhänge und nicht von irgendeinem Zeitplan, ist die Argumentation der USA. Präsident George W. Bush werde sich nicht auf einen bestimmten Termin in einem Jahr oder in zwei oder vier Jahren festlegen lassen, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow. Allerdings gibt es Überlegungen, die Gesamtstreitmacht im Irak von 132.000 auf rund 100.000 Mann zu verringern.
Die Partner der USA und Großbritanniens haben weniger Skrupel, wenn es um Zeitpläne geht. Die neue Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi in Italien hat definitiv einen Truppenabzug bis Ende dieses Jahres angekündigt. Schon bis Mitte Juni soll die Anzahl der im südlichen Irak stationierten 2600 italienischen Soldaten um 1000 verringert werden. Südkorea stellt mit 3200 Soldaten bisher das drittgrößte Kontingent der Koalitionsstreitmacht. 1000 Mann sollen bis Jahresende abgezogen werden. Weitere Länder haben Reduzierungen in Aussicht gestellt. Andere wiederum haben sich noch nicht festgelegt, ob sie das Mandat für ihre Truppen verlängern.
Eine Ausnahme bildet Dänemark. Dort hat das Parlament kürzlich gegen die Stimmen der Linksopposition das Mandat für den Einsatz der knapp 500 Soldaten um ein Jahr bis zum 1. Juli 2007 verlängert.