Ein Ausblick auf die Kapitalmärkte im zweiten Halbjahr.
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Das erste Halbjahr 2021 verlief schön nach dem Drehbuch für den Film "Die Weltwirtschaft lässt die Covid-Krise hinter sich". Aktien, vor allem zyklische, legten zu, die gesamte Renditekurve verschob sich nach oben und wurde auch steiler. Diverse Rohstoffe zeigten spürbare Preisanstiege. Getrieben war diese Marktentwicklung von besseren Konjunkturdaten samt sinkender Arbeitslosigkeit, höherer Inflation und einer starken Erholung der Unternehmensgewinne. Gerade in den vergangenen Wochen hat sich die Diskussion über die Inflation und mögliche Auswirkungen auf die Geldpolitik verstärkt. Die Aussagen der US-Notenbank Fed in Richtung etwas früherer Zinsanhebungen haben kurzfristig für Verunsicherung gesorgt, ehe sie wieder zurückgerudert ist.
Im zweiten Halbjahr werden uns wohl einerseits diese Themenschwerpunkte, andererseits aber auch die Marktentwicklungen erhalten bleiben. Die Konjunkturerholung wird voranschreiten, das zeigen die Vorlaufindikatoren. Die eine oder andere Inflations- und Infektionszahl wird zu hochgezogenen Brauen der Anleger, aber nicht zu nachhaltigen Aktienkorrekturen führen. Und die Unternehmen werden auf ihrem Erholungspfad weitergehen. Klarerweise wurden die guten Nachrichten teils schon durch die erwähnte positive Performance vorweggenommen. Konjunktur- und Marktzyklus sind jedoch noch relativ jung, Potenzial ist weiterhin vorhanden. Auch den Rohstoffen wird weiterhin Preisfantasie zugebilligt.
Bei Euro-Unternehmensanleihen sind vorerst keine relevanten Spreadanstiege zu erwarten. Die Sicht auf Schwellenländer-Hartwährungsanleihen bleibt unverändert positiv. Die globale wirtschaftliche Erholung unterstützt auch hier die Ertragserwartungen, wenngleich das Ende der Corona-Pandemie in den Schwellenländern langsamer vonstattengeht.
Waren die internationalen Aktienmärkte im April und Mai in einen Konsolidierungsmodus eingetreten, so zeigten sie sich im Juni wieder von einer sehr starken Seite. Wobei die etwas rigideren Aussagen der US-Notenbank kurzfristig für Verstimmung an den Märkten sorgten. Damit ist einmal mehr klar, dass die Frage des weiteren Pfads der Geldpolitik von immens wichtiger Bedeutung ist. In den kommenden Monaten ist mit einem unverändert positiven Kapitalmarktumfeld zu rechnen.
Die Annahme, Aktien aus den Schwellenmärkten stünden vor einem Ausbruch nach oben, hat sich nicht bewahrheitet. Vielmehr setzt sich die Konsolidierungsphase fort. Dass der asiatische Raum nunmehr vermehrt mit Ausbrüchen der Delta-Variante zu kämpfen hat, führt dazu, dass Aktien in Schwellenländern gegenüber Aktien in entwickelten Märkten im Juni schlechter abschnitten. Beim Gewinnwachstum ist erkennbar, dass die Regionen Lateinamerika und Osteuropa, deren Unternehmen besonders von der Krise getroffen waren, jetzt sehr stark aufholen.
Die Rohstoffmärkte präsentieren sich weiter von der festen Seite. Dabei treten vermehrt Angebotsthemen in den Fokus, die die zyklischeren Rohstoffsegmente unterstützen. Nicht verwunderlich ist, dass sich im Umfeld steigender Renditen Edelmetalle schwächer präsentieren. Die US-Renditeanstiege im Juni haben daher auch bei Gold wieder zu Wertrückgängen geführt.