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Die Konkurrenz versucht Apple jetzt mit den eigenen Waffen zu schlagen

Von Franz Zauner

Analysen

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Es war einmal eine dunkle Zeit, in der es weder Maus noch grafische Benutzeroberflächen gab. Dann kam ein kleines Startup namens Apple, küsste die neueste Forschung wach und schuf den Macintosh, der in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf dem Schreibtisch jedes Kreativen stand. Aber eben nur dort. Denn ausgerechnet der Hauptkonkurrent Microsoft, den die Geeks stets als technologisch rückständig vorführten, erlangte mit seinen PC-Betriebssystemen weltweite Dominanz und drängte das innovative Unternehmen in eine ökonomische Nischenexistenz. Mit iPod, iTunes, iPhone und zuletzt dem iPad gelang Apple dank seines charismatischen Firmenlenkers Steve Jobs ein glanzvolles Comeback. Die Konkurrenz hat lange gebraucht, um zu erkennen, dass Apple einmal mehr nicht nur neue Geräte baut, sondern den digitalen Lebensstil verändert: Das Wischen, Ziehen und Fingerspreizen auf dunklen, von Hautfett überzogenen Displays bestimmt vermutlich den digitalen Erwartungshorizont einer ganzen Generation.

Mittlerweile werden jedoch täglich 550.000 Android-Handys aktiviert, und auch bei Tablet-Computern könnte Apple schnell an Boden verlieren. Ob es gelingt, den Kultstatus juristisch zu verteidigen, ist keineswegs nur eine sportliche Frage. In der Computerbranche bestand schon immer ein verdächtig hoher Bedarf an anwaltlicher Vertretung. Die jüngsten Klagsrunden - Apple in wechselnden Koalitionen mit Oracle und dem ehemaligen Erzrivalen Microsoft gegen Samsung, HTC, Motorola und Google - endeten in einer Orgie an Gegenklagen. Es wäre fast ein Wunder, wenn Amazon seinen Tablet-Computer Kindle Fire klaglos anbieten könnte.

Entscheidet ein Gericht in San Francisco Ende Oktober im Sinn einer Beschwerde von Oracle, könnte es sogar zu einem Verbot der ganzen Android-Plattform kommen. So führt man die Grundidee einer globalisierten Wirtschaft, nämlich dass die Produkte besser werden und die Preise sinken, ad absurdum. Kunden haben schon jetzt kaum noch eine Chance, Apples iPad neben Samsungs Galaxy Tab zu legen, um Kosten und Features direkt zu vergleichen. Mit einstweiligen Verfügungen versuchen die Hersteller, einander den Marktzugang zu verwehren. Ein monströses Patentrecht, das zum Beispiel in den USA sogar einzelne Mausklicks eines Online-Bestellvorganges unter Schutz stellt, eröffnet zusätzlich ein Betätigungsfeld für IT-Juristen, die bereits wichtiger als gute Entwickler geworden sind.