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Die Krise des Kurt Beck und der SPD: "Mecki vom Rhein" igelt sich ein

Von Markus Kauffmann

Analysen

Das ist symbolisch: Der Pfälzer Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern spielt nur noch in der Zweiten Bundesliga und ist auch dort dem Abstieg nahe. Dessen prominentester Fan, der Pfälzer Kurt Beck, fährt den Traditionsverein SPD an die Wand; mit | 20 Prozent in den Umfragen habe sie den Status | einer Volkspartei verloren, unkt CDU-General Ronald Pofalla.


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Jüngst bei den Kommunalwahlen in Sachsen erreichte die SPD mit weniger als 12 Prozent den vierten Platz hinter der Linken und den Wählervereinen. Sogar Erzfeind Oskar Lafontaine hat den SPD-Chef in der Beliebtheitsskala bereits hinter sich gelassen. Der "Mecki vom Rhein" (wegen der Igel-Frisur) wird zwischen einer unantastbaren Kanzlerin und dem saarländischen Napoleon zerrieben.

Seit Lafontaine 1999 die SPD verließ, hat die Partei ihre Vorsitzenden Gerhard Schröder, Franz Müntefering und Matthias Platzek verschlissen - und jetzt auch Kurt Beck, dessen Tage gezählt scheinen. Selbst SPD-Mitglieder würden lieber Angela Merkel als Beck zum Bundeskanzler wählen, mehr als die Hälfte sind überzeugt, ein anderer könne die Partei besser führen.

Wer hat das Loch gegraben, in das die Sozialdemokraten samt Vorsitzendem rutschen? Da ist zunächst Kurt Beck selbst. Seine Interviews gleichen einer Kette aus visionslosen Gemeinplätzen und glanzlosen Floskeln. Die Differenz zwischen dem Anspruch des entschlossenen Machers und der Realität des herumeiernden Gelabers wirkt unsicher und unredlich.

Zum anderen ist Lafontaine rhetorisch, taktisch und intellektuell seinem Konkurrenten weit überlegen. Und schließlich sind da die Heckenschützen in den eigenen Reihen: Franz Müntefering, Gerhard Schröder und - nicht frei von Eigennutz - Becks Stellvertreter, Vizekanzler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier, derzeit der populärste SPD-Politiker.

Auch politisch hat die Sozialdemokratie nicht viel zu bieten. Im Wesentlichen beschränkt sich ihre Kreativität auf die beharrliche Forderung nach einem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, mit der sie auch in den nächsten Wahlkampf ziehen will. Die sympathische Gesine Schwan als Gegenkandidatin zu Horst Köhler zu nominieren, hat durch die Frage, ob sie auch Stimmen der Linken akzeptieren solle, rasch an Wirksamkeit verloren.

Die ersehnte "Mehrheit links der Mitte" könnte an der Schwäche der SPD scheitern: Nach jüngsten Umfragen liegt Schwarz-Gelb um drei Prozent vor Rot-Rot-Grün und damit bei der absoluten Mehrheit. Beck könnte - wie sein Lieblingsverein - bald nur noch in der Zweiten Liga spielen, falls er den Untersuchungsausschuss im eigenen Land wegen gesetzeswidriger Finanzierung des Vereins übersteht.