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Die Krise hat den Job-Markt erfasst und lässt ihn sobald nicht wieder los

Von Stefan Melichar

Analysen

Bei Politikern und Experten schrillen die Alarmglocken. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen ist im Februar im Jahresvergleich um dramatische 23,7 Prozent gestiegen - ein Paukenschlag, der beweist, dass die Wirtschaftskrise endgültig auf dem heimischen Arbeitsmarkt angekommen ist. | Daran ändert auch die Tatsache wenig, dass ein Teil des Anstiegs auf das - im Vergleich zum Vorjahr - für die Bauwirtschaft deutlich ungünstigere Wetter zurückzuführen ist. Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte beim Institut für Höhere Studien (IHS), schätzt, dass es wegen dieses Wettereffekts im Februar um 20.000 bis 25.000 Arbeitslose mehr gegeben hat. Insgesamt ist die Zahl der Job-Suchenden im Jahresvergleich jedoch um knapp 58.000 gestiegen. Deutlich mehr als die Hälfte des Anstiegs ist also konjunktur- und nicht wetterbedingt.


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Hofer rechnet damit, dass sich ab April der gute Winter des Jahres 2008 nicht mehr in der Statistik bemerkbar machen wird. Spätestens dann wird man den Einfluss der schlechteren Wirtschaftslage auf die Arbeitslosigkeit klar erkennen können. Für den Wirtschaftsforscher ist jedoch schon jetzt offensichtlich, dass sich die Situation am Job-Markt im Jahresverlauf weiter verschlechtern wird.

Johannes Kopf, Vorstand beim Arbeitsmarktservice, erwartet im Gespräch mit der APA, dass die Zahl der Arbeitslosen ihren höchsten Stand im Jänner 2010 erreichen wird. Hofer hält es hingegen durchaus für möglich, dass dies erst im Jänner 2011 eintritt.

Der IHS-Experte verweist auf den unsicheren Konjunkturausblick und die schwer zu bestimmende Verzögerung, mit der sich Verschlechterungen der wirtschaftlichen Situation auf den Arbeitsmarkt niederschlagen. Die momentane "strukturelle Verschlechterung" durch die Krise zeige sich aber auch in der Tatsache, dass - entgegen dem üblichen Saisoneffekt - die Zahl der Job-Suchenden im Februar 2009 höher gewesen ist als im Jänner.

Hauptbetroffen vom derzeitigen Anstieg der Arbeitslosigkeit sind die Sachgüterproduktion - damit zusammenhängend die Leiharbeitsbranche - und die Bauwirtschaft. Dies erklärt laut Hofer auch die starke Betroffenheit von Personen bis zu einem Alter von 25 Jahren, da diese überproportional in den besonders betroffenen Bereichen tätig seien. Sind es sonst eher Jugendliche mit schlechter Ausbildung, die keinen Job finden, könnte nun für alle der Einstieg in den Arbeitsmarkt problematisch werden, meint der Wirtschaftsforscher.

Dass die Zahl älterer Arbeitsloser unterdurchschnittlich steigt, werde nicht so bleiben, befürchtet Hofer. Bis jetzt habe es abgesehen von Leiharbeitern - auch dank der Kurzarbeit - noch keine groß angelegten Kündigungswellen gegeben. Irgendwann werde es jedoch auch die Stammbelegschaft treffen.