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Wer gehofft hat, dass die Krise für die Wirtschaft einen Läuterungsprozess bringen werde, sollte das am besten gleich wieder vergessen: Einer aktuellen Studie von Ernst & Young zufolge erwarten vier von zehn Befragten eine Zunahme bei wirtschaftskriminellen Delikten. Das habe mit den negativen Veränderungen des Geschäftsumfeldes zu tun und mit dem Zwang, die Zukunft von krisengebeutelten Unternehmen zu sichern - wenn´s nicht anders geht, dann eben mit illegalen Mitteln.
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Die Sitten im Geschäftsalltag werden also auch in Österreich rauer: Für 42 Prozent der 100 befragten heimischen Unternehmer stellt Korruption, sofern sie der Schaffung oder Aufrechterhaltung einer Geschäftsbeziehung dient, kein Problem dar. Wenn es den Betrieben helfe, die Flaute zu überleben, drücken erstaunlich viele auch bei überhöhten Repräsentationsaufwendungen oder großzügigen Geschenken beide Augen zu. Manche stufen selbst Bilanzmanipulation als legitim ein, wenn diese zum Überleben des Unternehmens beitragen kann. Übrigens: Nur jeder Dritte ist überzeugt, dass Betrug in seinem Unternehmen kein Thema sei.
Offenbar wird Ethik in Krisenzeiten rasch zum inhaltsleeren Schlagwort. Der Verlust moralischer Verantwortung und die Vernachlässigung firmeninterner Grundsätze führe laut Ernst & Young-Befragung automatisch dazu, dass Manager, die mit dem Rücken zur Wand stehen, in solchen Phasen verstärkt unsaubere Methoden forcieren, um irgendwie ihre Geschäftsziele zu erreichen. Jeder Zweite befürchtet, dass im Fall des Falles vor allem die Firmenleitung zu Betrugsdelikten neigt.
Aber auch bei kleinen Angestellten, etwa wenn sie um den Job zittern müssen, geht es in der Krise häufig darum, sich noch rasch unerlaubte wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Speziell bei Fusionen sei das Risiko überall dort hoch, wo Kündigungen anstehen, dass es zu mehr Malversationen als bislang üblich kommt. Das derzeitige Stimmungsbild untermauert eine alte Weisheit: Wenn der Kuchen kleiner wird, nehmen die Gier des Einzelnen und der Neid anderen gegenüber automatisch zu