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Die Krise zehrt am Gewinn

Von Karl Leban

Wirtschaft

Unterm Strich blieb ein Fünftel weniger. | Kundenzahl und Bilanzsumme steigen. | Wien. Die Finanzmarktkrise hat auch in der Halbjahresbilanz des RZB-Konzerns Spuren hinterlassen. Wegen weiterer Bewertungsverluste bei strukturierten Wertpapieren und Kreditderivaten verbuchten die Giebelkreuzer bis Ende Juni unterm Strich mit 393 Mio. Euro gut 18 Prozent weniger Gewinn.


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"Den Turbulenzen an den Kapitalmärkten können wir uns nicht entziehen - auch wenn unser Geschäftsmodell weitgehend Schutz bietet", kommentierte RZB-General Walter Rothensteiner am Montag die Halbjahreszahlen. Hatte die Raiffeisen Zentralbank bereits im Vorjahr Abwertungen von 312 Mio. Euro zu verdauen, kamen heuer in den ersten sechs Monaten 284 Millionen an Belastungen dazu. Echt abgeschrieben werden mussten aber nur 4,2 Mio. Euro - im Vergleich zu großen ausländischen Finanzhäusern mit zigfachen Milliarden-Abschreibungen ein Klacks.

Dass die Bilanzierungsregeln nach IFRS international dazu zwingen, Wertpapierbestände zu Marktpreisen zu bewerten (womit immer nur eine Momentaufnahme geliefert wird), hält Rothensteiner so wie viele andere österreichische Top-Manager für "Unfug". Den zum Halbjahr ausgewiesenen Gewinn seines Hauses sieht er denn auch lediglich "virtuell gedämpft". Rothensteiner geht davon aus, die bisherigen Bewertungsverluste durch Zuschreibungen eines Tages wieder wettmachen zu können. So gesehen habe die RZB "stille Reserven" für künftige Bilanzen.

Cash-Cow in Osteuropa

Das operative Geschäft lief für die Gruppe im Halbjahr weiter rund. "Wir sind so in Fahrt, dass uns die Finanzmarktkrise nicht wirklich bremst", sagte Rothensteiner. Beim Betriebsergebnis legte die RZB nicht zuletzt dank ihrer Cash-Cow in Osteuropa, der börsenotierten Raiffeisen International, um knapp ein Viertel auf 1,23 Mrd. Euro zu, obwohl sich die Refinanzierungen generell verteuert haben. Auch der Gewinn vor Steuern fiel mit 878,5 Mio. Euro höher aus - um 3,9 Prozent.

Die Zahl der Privatkunden konnte von Jänner bis Ende Juni um 700.000 auf 14,3 Millionen angehoben werden. Das Bilanzvolumen stieg um 15,8 Prozent auf 159,2 Mrd. Euro. Die RZB wachse somit nach wie vor schneller als andere Banken, betonte Rothensteiner. Damit das künftige Wachstum ausreichend mit Eigenkapital unterlegt ist, soll es so wie in den beiden vergangenen Jahren auch heuer - im Herbst - eine Kapitalerhöhung von rund 150 Mio. Euro geben. Rothensteiner: "In Zeiten wie diesen kann man nicht genug Kapital haben."

Anders als in Deutschland, wo nach dem Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner eine Fusionswelle im Anrollen ist, sieht der RZB-Chef in Österreich zurzeit keine größeren Bankfusionen. Einzige Themen: die 3-Banken, wo die Bank Austria aussteigt, und in ein paar Jahren die Bawag. Als Käufer kämen Raiffeisen oder Erste wohl aber nicht in Frage - aus Wettbewerbsgründen.