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ÖH: 700 Euro monatlich nötig. | Zwei Drittel bessern sich ihr Einkommen mitNebenjobs auf. | Wien. Wer kennt es nicht, das Klischee vom Bettelstudenten, der sich mit Aushilfsjobs über Wasser halten muss und in einer Substandard-Wohnung haust, wo im Winter die Eiszapfen von der Decke hängen?
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Georg Hubmann, Sozialreferent der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), ist überzeugt davon, dass es auch heute noch solche Szenerien gibt. "50 Prozent der Studierenden haben finanzielle Probleme", sagt er. Zu den Wohnkosten von mindestens 250 Euro im Monat müsse man noch bis zu 300 Euro für Skripten, Bücher und Freizeit einkalkulieren. Mit Internet- und Telefonkosten würden die monatlichen Mindestausgaben für Studenten rund 700 Euro betragen.
Der Höchstsatz für die Studienbeihilfe liegt laut Hubmann aber bei lediglich 606 Euro. "Über 80 Prozent der Studierenden geben an, arbeiten zu müssen."
Laut Bildungsministerium arbeiten allerdings lediglich zwei Drittel der Studenten neben dem Studium. Und das meist auch nur, um sich ihr monatliches Einkommen aufzupeppen. Denn aus dem Universitätsbericht 2005 geht hervor, dass noch mehr als die Hälfte der Studenten finanziell von den Eltern unterstützt wird. Durchschnittlich haben österreichische Studenten - inklusive Naturalleistungen - monatlich rund 1100 Euro zur Verfügung, so der Bericht. Zum Vergleich: In den Niederlanden haben die Studenten ein ähnlich hohes Monatsbudget, allerdings arbeiten dort rund 90 Prozent der Studenten nebenher.
"Die Universität ist
sehr wohl leistbar"
Das Bildungsministerium weist auch die Kritik der ÖH zurück: "Die Uni ist sehr wohl leistbar", heißt es dort. Ministerin Elisabeth Gehrer habe in den vergangenen Jahren die Studienbeihilfe massiv ausgeweitet. Jeder, der sich die Studienbeiträge von derzeit rund 360 Euro nicht leisten kann, werde mit einem Stipendium unterstützt, während besser gestellte Studenten einen Beitrag leisten müssten - "das ist sozial gerecht." Derzeit erhält jeder fünfte Student an einer Universität und jeder dritte an ein einer Fachhochschule Studienbeihilfe. Im Studienjahr 2005/06 gab es 48.800 Studienbeihilfebezieher.
"Zukunftsprognose für Studenten besser"
Zudem würden die umstrittenen Studiengebühren nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Kosten für einen Studienplatz ausmachen. Denn rund 10.000 Euro jährlich müsse der Staat für einen Studienplatz ausgeben. "Damit liegt Österreich EU-weit an vierter Stelle", sagt Ministeriumssprecher Thomas Schmid.
Auch Martin Schenk von der Österreichischen Armutskonferenz schätzt die Lage der Studenten in Österreich nicht so dramatisch ein wie die Hochschülerschaft. Studenten seien zwar einkommensschwach, aber nicht direkt armutsgefährdet, da dafür neben geringem Einkommen weitere Faktoren wie Wohnungslosigkeit und lange Krankheit eine Rolle spielen.
Diese sind jedoch laut Schenk bei Studenten meist nicht gegeben. "Der größte Unterschied ist aber, dass Studierende eine bessere Zukunftsprognose haben. Sie müssen vier bis fünf Jahre mit geringerem Einkommen auskommen, dann haben sie die Chance auf einen besseren Verdienst", erläutert Schenk.