Milch von Ziege und Schaf boomt als Alternative zur Kuh. | Ziegenbestand seit 1990 verdoppelt. | Wien. Schafkäse landete meist für den Griechischen Salat im Einkaufskorb. Ziegenkäse, in Weinlaub oder Kastanienblätter gewickelt, fand im Gourmetlokal Abnehmer. Bisher. Denn klammheimlich nehmen Milch, Joghurt und Käse von den blökenden Vierbeinern immer mehr Platz in den Supermarkt-Regalen ein. Und sie überraschen mit hohen Zuwachszahlen.
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"Wir hatten in den vergangenen Jahren ein jährliches Wachstum im zweistelligen Prozentbereich. Ziegen- und Schafmilch sind von Nischenprodukten zu Mainstreams geworden", berichtet Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Auch bei Rewe verzeichnete Bio-Ziegenmilch zuletzt einen zweistelligen Zuwachs.
Mit dem Trend zu Bioprodukten und Regionalität erleben auch Geiß und Schaf große Nachfrage. Zum einen hängt das mit der verbesserten Produktion zusammen: "Der früher starke Ziegengeschmack wurde bei zahlreichen Produkten gemindert", sagt Berkmann.
Andererseits würden immer mehr Verbraucher aus gesundheitlichen Gründen Alternativen zur Kuhmilch suchen. Ziegen- und Schafmilch gelten als leichter verdaulich und fettarmer.
Zehn Ziegen für eine Kuh
Dafür sind die Österreicher auch bereit, einiges auszugeben. Ein halber Liter Ziegenmilch kostet einen Euro und damit doppelt so viel wie Kuhmilch. Für Ziegenmilch zahlt der Verbraucher das Dreifache. Ein lukratives Geschäft für Molkereien und Landwirte? Zu beachten gilt freilich: Es braucht zehn Ziegen, um die Milchmenge einer Kuh zu gewinnen. Mit guten Verträgen und ansprechender Größe könne man allerdings mit Schafen und Ziegen durchaus rentabler wirtschaften als ein Rinder- oder Schweinezuchtbetrieb, sagt Veronika Nowak vom Bundesverband für Schafe und Ziegen. Die Haltung sei aufgrund der Größe einfacher. Die Vierbeiner, die früher zur Landschaftspflege dienten, können sich selbst in abgelegenen, steilen Weiden versorgen.
Viele Landwirte haben sich in den vergangenen Jahren für einen Umstieg entschieden. Der Ziegenbestand in heimischen Ställen verdoppelte sich in den letzten zwanzig Jahren auf 71.800 Tiere. Im Jahr 2010 wurden rund 15.000 Tonnen Ziegenmilch zu Nahrungsmitteln verarbeitet, das ist ein Drittel mehr als 2004.
Milchpulver für Babys
Die oberösterreichische Bio-Molkerei Leeb ist einer der größten Verarbeiter von Ziegen- und Schafmilch im Land, neben der Sennerei Zillertal und der Käserei Schlierbach. Nicht nur Marillenjoghurt oder Frischkäse verlassen den Betrieb, auch Milchpulver von der Ziege für Babynahrung. Seit zehn Jahren wachse der Markt jährlich rund 13 Prozent, so Jörg Hackenbuchner von Leeb, die große Handelsketten und Bioläden beliefert. Die Konsumenten seien aufgeschlossener geworden. Die Ziege ist nicht mehr die Kuh des armen Mannes.