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Die kulturelle Atempause

Von Bernhard Baumgartner

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Viele Entscheidungsträger haben schon ein wenig Übung in der Frage, wie lange der Lockdown wohl diesmal dauern wird. Drei Wochen, vier, fünf? Bis ins neue Jahr? Manche verkalkulieren sich bei ihren Entscheidungen, wie etwa das Wiener Volkstheater, das nicht an die drei Wochen glaubte und gleich bis zum 7. Jänner zusperrte. Nun steht man beim für viele überraschend gekommenen Öffnungslotto als Niete da.

Aber ist das wirklich so? Jeder, der Bundeskanzler Karl Nehammer aufmerksam zugehört hat, hat das verhängnisvolle Wort "Atempause" gehört. Das ist dem als besonnen und strukturiert bekannten Politiker wohl nicht einfach so passiert. Denn eine Atempause beim Sport ist bekanntlich genau das: ein kurzer Halt, bevor es weitergeht.

Und exakt das wird auch passieren. Denn niemand wird ernsthaft glauben, dass die besonders aggressive Omikron-Variante einen Bogen um Österreich macht. Und die massiv gesteigerte Verbreitung bietet noch weniger Spielraum als andere Varianten. Wer ernsthaft damit rechnet, dass sich etwas anderes als ein rasches Wieder-Zusperren ausgeht, hat wohl weder den Experten noch dem Kanzler richtig zugehört. Wohl nicht nur, aber sehr wohl auch für die Kultur. So gesehen sollte man vorsichtigere Planungen nicht kritisieren, sondern zur Kenntnis nehmen. Ein Theater ist kein Sägewerk, wo man einfach das Förderband wieder anstellt, und weiter geht’s. Vorausschauende Planung von Verantwortungsträgern sollte jedenfalls kein Anlass für Kritik sein.