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Die Kunden bei der Nase packen

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Angenehme Düfte steigern dieKauflaune.


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Wien.

Zarter Rosenduft - und schon stellt sich ein angenehmes Gefühl ein.
© © liveostockimages - Fotolia

Wer glaubt, dass Duftmarketing eine Erfindung der Neuzeit ist, irrt. Schon seit 2000 Jahren versetzt die Kirche ihre Besucher unter Einsatz von Weihrauchschwaden in andächtige Stimmung. "Das ist die älteste Form von Corporate Scent", sagt Oswin Lippitsch. Der Kärntner ist Österreichs Duftmarketing-Pionier und Chef der Aromea Airdesign GmbH. Er hilft Unternehmen, Düfte als gezieltes Marketinginstrument einzusetzen.

Einsatzbereiche gibt es viele: Mode-, und Sportgeschäfte, Kaufhäuser, Hotels und Restaurants werden gezielt "beduftet", damit sich Kunden und Gäste wohlfühlen, länger verweilen und wiederkommen. Doch auch Arztpraxen, Krankenhäuser und Fitness-Studios profitieren von einem positiven Raumklima, zu dem auch ein angenehmer Raumduft gehört.

Als Teil der Corporate Identity legt sich so manches Unternehmen sogar einen eigenen Unternehmens-Duft zu, so wie etwa die Österreich Werbung, für die der in Wien ansässige Parfümeur Yogesh Kumar eine Duftkomposition aus zehn natürlichen Essenzen kreierte. "Zuerst bemerkt man nur eine frische, naturgrüne Note, doch nach und nach entwickelt der Duft eine wohlige Wärme und wirkt zunehmend entspannend - man ist angekommen, fühlt sich herzlich aufgenommen", beschreibt die Österreich Werbung ihre olfaktorische Visitenkarte von "Urlaub in Österreich".

"Der Duft ist ein Teil des Markenauftritts, das erkennen auch immer mehr österreichische Unternehmen", erläutert Lippitsch, der sich mit dieser Spezialform der nonverbalen Kommunikation seit 14 Jahren beschäftigt.

Duftmarketing kommt aus Japan und den USA. In Österreich entwickelt es sich von einer Marktlücke zum Trend - allerdings nicht "in Tsunami-Breite", sondern "schön langsam", sagt Lippitsch. In der Branche sei ein ständiges Kommen und Gehen, seriöse Anbieter gebe es neben ihm aber "nur zwei, drei".

Ein guter Duft, und die Geldbörse sitzt lockerer

Die Düfte, die Lippitsch im Angebot hat, und die über Duftsäulen oder Klimaanlagen in Räumen verbreitet werden, heißen "Happy Day", "Sweet Memories" oder "Indian Summer", sie wirken belebend, beruhigend, appetitanregend oder animierend. "Wir können aber gottseidank - oder leider - mit keinem Duft dienen, der Sie zu einer Kaufhandlung verleitet, die Sie nicht ohnehin vorgehabt hätten", betont der Experte. Duftmarketing habe nichts mit der Manipulation der Kunden zu tun. Lippitsch: "Menschen reagieren emotional auf Duftbotschaften. Guter Duft bringt gute Stimmung, man fühlt sich wohl, bleibt länger. Und die Kauflust steigt." Duftmarketing macht Konsumenten also nicht zu willenlosen Konsumäffchen, sondern schafft ein positives Klima, in dem dann auch die Geldbörse lockerer sitzt.

Einen anderen Zugang zu Duftmarketing haben etwa Fitness-Studios oder Wellnesstempel. Hier geht es um das Kaschieren unangenehmer Gerüche und die Vermittlung von Hygiene und Sauberkeit. In Krankenhäusern und Arztpraxen können die richtigen Düfte Ängste lösen und Anspannungen abbauen.

Stichwort: Duftmarketing

Duftmarketing ist der gezielte Einsatz von Duftstoffen als absatzfördernde Maßnahme. Und so funktioniert es:
Beim Riechen gelangen Duftmoleküle über den Riechnerv zum limbischen System unseres Gehirns, das unter anderem unsere Gefühle und Teile unserer Erinnerungen steuert. Beide hängen eng miteinander zusammen. Bei der Wahrnehmung eines bestimmten Duftes erinnern wir uns an eine vergangene Situation, mit der angenehme – oder unangenehme Gefühle – verbunden sind. Beispiel: Das Parfüm des Ex-Freundes/der Ex-Freundin lässt uns in sentimentalen Erinnerungen schwelgen, der Geruch nach Mottenkugeln ruft uns die Pflichtbesuche bei älteren Verwandten wieder ins Gedächtnis.
Das Duftmarketing macht sich die positiven Assoziationen zugute: Kunden, die sich wohlfühlen, verweilen länger im – gut bedufteten – Geschäft, und die Kaufbereitschaft steigt.