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Norman Bates ist schuld. Und zwar daran, dass das Beobachtetwerden so bedrohlich wirkt. Vor allem für Frauen. Und vor allem, wenn man nichts davon weiß. Da ist gefühlsmäßig immer ein Axtmörder oder mindestens ein Messerstecher nicht weit.
In einem Wiener Lokal hat sich der Besitzer etwas Besonderes ausgedacht. Da grenzt das Damenklo an die Herrentoilette. Wie praktisch, mag der Wirt gejubelt haben. Da bringen wir doch einen halbdurchlässigen Spiegel an - damit die Herren auf der einen Seite sehen, was die Damen auf der anderen Seite so machen. Der Fairness halber muss man sagen: Nicht, was Sie jetzt denken. Die Damen schminken sich nur, aber die Herren sind tatsächlich am Pissoir zugange. Empörte Beschwerden folgten. Aber dafür gibt es Abhilfe. Man sagt einfach, das ist ein Kunstprojekt. "Lichtkünstler" Alexander Riegler will zur Diskussion über "alltägliche Überwachung" anregen. Mit dieser Aktion haben es Lokal und Künstler - über seine Ausstellungstätigkeit lässt sich nur Übersichtliches recherchieren - auch in internationale Medien geschafft.
Nun wäre so eine Reflexion ja zulässig, aber im Normalfall wird man nicht von jemandem überwacht, der gerade seine Notdurft verrichtet. Und: Die alltägliche Überwachung betrifft außerdem nicht nur Frauen, sondern auch Männer, anders als bei diesem "Einwegspiegel". Nun hat Riegler angekündigt, dass er den Spiegel in Kürze umdrehen will. Bis dahin können ja die Frauen noch am Gleichstand der Grauslichkeiten arbeiten: etwa eifrig Petersilie aus den Zähnen klauben oder Wimmerl ausdrücken.