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Die Kunst der Gelassenheit

Von Andreas Rauschal

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Bevor man implodiert ("Zisch"), weil sich das Leben wieder einmal als die Hölle auf Erden erweist, sollte man beizeiten besser doch in die Luft gehen ("Aargh!"): "Anger Management" klingt demzufolge wie ein sehr schlechter Witz. Oder wie eine Nummer von Gerhard Polt, im Laufe derer ein Wirtshausbruder zum anderen "blede Sau" sagen wird.

Die US-Serie, deren Idee lose auf Peter Segals gleichnamige Komödie aus 2003 zurückgeht, hat sich aus therapeutischen Gründen nun aber in Gelassenheit und Gleichmut zu üben. Immerhin haben wir es mit der neuen Spielwiese von Charlie Sheen zu tun, der als American Bad Ass von gestern beweisen will, dass er auch anders kann – und dafür in die Rolle eines Aggressionsbewältigungs-Therapeuten mit Kreizteifi-Hintergrund schlüpft. Entsprechend selbstreferenziell arbeitete Sheen in der Auftaktfolge auch seinen Rauswurf bei "Two and a Half Men" auf: mit zärtlichen Faustdetschn nach Uwe Scheuch, vollstreckt an einem Watschn-Mann aus unverletzbarem Gummi.

Die schmutzigen Männerwitze sind geblieben, sie fallen nur etwas handzahmer aus. Aus dem furzenden Neffen ist eine zwangsneurotische Tochter, aus der sarkastischen Haushälterin eine zynische Barfrau geworden. Neu ist vor allem, dass Sheen endlich vernünftige Hosen und keine Bowlinghemden mehr trägt.

Einstweilen im US-Bezahlfernsehen ausgestrahlt, soll "Anger Management"  ab Herbst auch auf VOX zu sehen sein. Das ist spät. Verdammt spät. Zefix!