Die Kämpfe um die Stadt Awdijiwka werden mit schweren Waffen geführt. Die "Wiener Zeitung" hat mit einem Helfer gesprochen.
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In der Ostukraine sind die schwersten Kämpfe seit Monaten ausgebrochen. Über die ukrainisch-kontrollierte Stadt Awdijiwka wurde der Ausnahmezustand verhängt. Der Pastor Petr Dudnik ist nach Awdijiwka gefahren, um bei der Evakuierung der Bewohner zu helfen.
"Wiener Zeitung": Herr Pastor, Sie sind gestern Nacht in Awdijiwka angekommen. Wie ist die Lage?Petr Dudnik: Die Lage hat sich dramatisch zugespitzt. Es gibt sehr schweren Beschuss. Letzte Nacht sind wir um 2 Uhr in Awdijiwka angekommen. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits der Stab des ukrainischen Katastrophenministeriums mit dem Leiter der Gebietsverwaltung zusammengetreten, um zu beraten, wie man die Bewohner evakuieren kann.
In Awdijiwka, das direkt an der Front liegt, haben die Waffen seit Ausbruch des Krieges leider nie geschwiegen. Was macht die aktuelle Lage so dramatisch?
Die Stadt hat derzeit keinen Strom. Doch vor allem die Kokerei muss mit Strom versorgt werden, weil daran wiederum die Heizung der gesamten Stadt hängt. Letzte Nacht ist es gelungen, die Reserve-Generatoren zuzuschalten. Die Fabrik hat wieder ihre Arbeit aufgenommen. Das reicht aber nur für wenige Stunden - normalerweise lange genug, um die Stromleitung zu reparieren, wenn es denn eine Waffenruhe gibt. Aber das ist nicht eingetreten. Der Beschuss hat seither auch nicht nachgelassen. Ich bin 15 Kilometer aus der Stadt hinaus gefahren, aber auch von hier ist noch schwerer Beschuss zu hören. (Das Telefongespräch fand um 12 Uhr Ortszeit statt, Anm.).
Dann gibt es in der Stadt keine Heizung mehr?
Ja, genau. Wir haben derzeit minus 17 Grad Celsius. In ein paar Stunden kann es zu spät sein, wenn die Häuser auskühlen und die Rohre einfrieren. Die Lage in der Stadt ist sehr angespannt. Derzeit ist es auch nicht möglich, zu den Menschen direkt vorzudringen, weil es so schweren Beschuss gibt. In der Nacht hat es einen direkten Einschlag in ein Wohnhaus gegeben, und ein Kollege von mir ist mit dem Auto, ohne Licht, dorthin gefahren, um die Verletzten aus dem Haus zu evakuieren und in ein Krankenhaus zu bringen. Die Mobilfunk- und Internetverbindungen sind auch zusammengebrochen.
Es gab Berichte über brennende Wohnhäuser. Wie haben Sie die Lage erlebt?
Es ist nicht so, dass reihenweise die Häuser brennen. Aber es hat Einschläge gegeben. Feuerwehr und Erste Hilfe können aber leider nicht mehr ausrücken, weil ständig Beschuss niedergeht.
Welche Waffen kommen zum Einsatz?
Es werden schwere Waffen eingesetzt. Schwere Artillerie. Einige Meter von uns entfernt haben "Grad" (Mehrfachraketenwerfer, Anm.) eingeschlagen. Es ist einfach furchtbar. Immer wieder gehen Granaten nieder. Dass mit Grad geschossen wurde, hat es schon lange nicht mehr gegeben.
Bis zuletzt haben sich die Kämpfe in Awdijiwka meist auf die "Industriezone" beschränkt.
Ja, das hat sich jetzt deutlich ausgeweitet. Es geht jetzt auch Beschuss in den Wohnbezirken nieder.
Gibt es genügend Ressourcen für die Evakuierung?
In den Sitzungen mit den Behörden haben wir die notwendigen Schritte besprochen. Dafür stehen 130 Busse bereit. Zudem ist ein Zeltdorf aufgebaut worden, in denen sich die Leute aufwärmen, einen Tee trinken oder etwas essen können. Wir Freiwillige haben auch Brot dorthin gebracht, andere Hilfsorganisationen, wie die Caritas, sind auch vor Ort - das heißt, die Betroffenen müssen zumindest keinen Hunger leiden. Wir sind vorbereitet. Aber die Lage in der Stadt ist sehr kritisch.
Wohin sollen die Menschen evakuiert werden?
In die nahe gelegenen Städte, nach Slawjansk oder nach Kramatorsk. Zuletzt sind wir vor zwei Jahren (bei der Schlacht um Debalzewe im Januar und Februar 2015, Anm.) mit einem großen Flüchtlingsstrom fertig geworden.
Damals wurden die Kriegsvertriebenen sogar in abgestellten Zügen in Slawjansk untergebracht. Wird es diesmal wieder so schlimm?
Damals hat das Katastrophenministerium acht Waggons für die Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Ich denke nicht, dass das jetzt notwendig sein wird.