Am Freitag wird weiterverhandelt. | Opel in Insolvenzgefahr. | Berlin. Der Morgen dämmerte bereits, als die Spitzenrunde im Berliner Bundeskanzleramt Donnerstag früh sichtlich verärgert auseinander ging. Achteinhalb Stunden hatten Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere Bundesminister sowie die Regierungschefs der Opel- Länder versucht, den angeschlagenen deutschen Autobauer zu retten.
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Selten wurde die Rettung eines Unternehmens durch die Politik so demonstrativ inszeniert wie in diesem Fall. Allein, es war vergeblich - vorläufig. Am Freitag ist eine neue Gesprächsrunde angesetzt. Scheitert auch die, droht Opel die Insolvenz.
Nicht mal beim Bankenrettungspaket oder beim Notfonds für Unternehmen gab es solch lange Nachtsitzungen. Letztlich scheiterte die Runde daran, dass die amerikanische Seite völlig überraschend neue Forderungen für eine Brückenfinanzierung vorlegte. Jetzt sollten es keine 1,5 Milliarden Euro sein, sondern 300 Millionen Euro mehr.
Dabei waren die ersten Nachrichten aus Amerika am Mittwochmittag sehr erfreulich. Im Stammwerk in Rüsselsheim wurde bekannt, dass der strauchelnde amerikanische Opel- Mutterkonzern General Motors (GM) sein Europa-Geschäft abspalten will. Die europäischen Werke, Patente und der Zugriff auf Technologien sollen auf die deutsche Tochter Adam Opel GmbH schuldenfrei überschrieben werden.
Das ist zunächst ein rein rechtlicher Schritt. GM bleibt bis auf weiteres Hauptanteilseigner an den europäischen Konzernteilen. Der Schritt ist gleichwohl Voraussetzung dafür, dass Bundesregierung und Länder mit Opel-Standorten über eine Brückenfinanzierung im Rahmen eines deutschen Treuhandmodells Zeit gewinnen können für die Verhandlungen mit den vier potenziellen Investoren Fiat, Magna, dem amerikanischen Finanzinvestor Ripplewood und dem chinesischen Unternehmen BAIC.
Bei den Gesprächen im Kanzleramt ging es daher vor allem darum, die Brückenfinanzierung unter Dach und Fach zu bekommen und dann mit der amerikanischen Seite die letzten Details am Treuhandmodell zu klären. Doch hier hakte es. Dass das US-Finanzministerium keinen hochrangigen Vertreter zu der Spitzenrunde ins Berliner Kanzleramt entsandt hatte, sorgte für Unmut und Irritationen. Mehrmals musste die Sitzung unterbrochen werden, damit der Mann mit Washington konferieren konnte. In Washington hält Ron Bloom die Fäden in der Hand. Er soll im Auftrag von US-Präsident Barack Obama die sieche amerikanische Autoindustrie sanieren.
Die Amerikaner wollen offensichtlich bei der Sanierung der Branche im eigenen Land die Auslandsbeteiligungen los werden, aber ihr Mitspracherecht nicht aufgeben. Daher lehnen sie grundsätzlich das deutsche Treuhandmodell ab. Nun soll bis Freitag nachgearbeitet werden. Die Probleme sind komplex, wie Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) betonte.
Opel droht bei einem Scheitern der für Freitag neu angesetzten Verhandlungsrunde die Insolvenz. Werde bis dahin keine Lösung für den angeschlagenen Autobauer gefunden, sei die Insolvenzgefahr sehr hoch, sagten mehrere Teilnehmer des ergebnislos abgebrochenen Spitzentreffens. Opel habe einen akuten Finanzbedarf von zusätzlichen 300 Millionen Euro.
Laut dem deutschen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) sind nur noch Fiat und Magna im Rennen. (dpa / APA)