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Die Lehren aus der kommenden Städteflug-EM

Von Christoph Rella

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Irgendwie kann man Kevin de Bruyne verstehen. "Das fühlt sich an wie Wettbewerbsverzerrung", polterte er kürzlich im belgischen Fernsehen – und meinte damit den neuen Turnier- und (damit verbundenen) Auslosungsmodus, wie er am Samstag in Bukarest erstmals für die kontinentale Europameisterschaft 2020 zur Anwendung kommt. Tatsächlich hat der Mittelfeldstar der roten Teufel allen Grund zur Klage, standen doch Belgiens Gegner in der Gruppe B mit Russland und Dänemark schon seit Wochen fest, sodass die einzige Spannung für de Bruyne und Co. nun in der Frage bestand, ob Finnland oder Wales dazustoßen würde. Alles nur ein abgekartetes Spiel?

Auf den ersten Blick – ja. Schuld ist aber weniger eine heimliche Uefa-Intrige, sondern ein schwer zu durchschauendes System, bestehend aus politischen und organisatorischen Vorgaben, die nun dazu führen, dass für die EM de facto nur 11 von 24 Teams frei gelost werden. Im Fall Belgiens bedeutete dies etwa, dass nach der Qualifikation nur die Gruppe B übrig blieb – zum einen, weil Russland Gruppenzweiter wurde, zum anderen, weil die Ukraine dort nicht antreten darf. Da rächt es sich, dass der WM-Dritte Belgien bei der Spielortevergabe (mangels zeitgerechter neuer Stadionplanung) nicht zum Zug kam. Für die Spieler und Fans ist das freilich wenig erquicklich.

Dabei werden die Fans eh schon die Hauptleidtragenden bei der EM sein. Bei zwölf Ländern, zehn Sprachen und vier Zeitzonen ist das kein Wunder, eine Party mit toller Turnieratmosphäre wird die EM mit Sicherheit nicht mehr, eher ein stressendes wie teures Städteflug-Programm. Wohl auch für de Bruyne.