)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Luxemburg. Die Möglichkeiten zur Rettung Griechenlands sind ziemlich eingeschränkt. Im Folgenden ein Überblick über die Optionen für eine Entlastung des schwer verschuldeten Euro-Staates und die Folgen für die Bewertung seiner Kreditwürdigkeit:
- "Wiener Initiative": Bei der "Wiener Initiative" haben sich 2009 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise österreichische Banken als Gläubiger osteuropäischer Länder darauf verständigt, Anleihen der Staaten nach Ende der Laufzeit in neue Papiere umzutauschen und damit nicht zu verkaufen. Das Verfahren nennt sich "Roll-Over" und würde Griechenland einen Zahlungsaufschub verschaffen. Damit wäre die Unsicherheit über Griechenlands Finanzierung in den kommenden Jahren beseitigt und die Regierung in Athen müsste sich für die Geldaufnahme nicht an den Kreditmarkt wenden. Die Schuldenlast würde aber nicht reduziert.
Zu den Vorteilen dieser Lösung gehört, dass damit vermutlich keine Kreditausfallversicherungen (CDS) fällig würden. Eine Fälligkeit der CDS würde – wie nach der Lehman-Pleite 2008 – unvorhersehbare Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten auslösen. Ob das konkrete Modell den Versicherungsfall bedeutet, entscheidet letztlich die "International Swaps und Derivatives Association" (ISDA).
Die drei Ratingagenturen Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch haben für den Fall eines "Roll-Over" nach dem Wiener Modell erklärt, Griechenlands Lage im Bereich eines Zahlungsausfalls einzustufen. Fitch hat jedoch angedeutet, dass die Staatsanleihen selbst trotzdem ein "CCC"-Rating behalten könnten, womit die Europäische Zentralbank (EZB) sie weiterhin als Sicherheit bei der Refinanzierung griechischer Geldinstitute akzeptieren könnte.
- Freiwillige Verlängerung der Laufzeiten: Ein sofortiger Umtausch von griechischen Staatsanleihen gegen Bonds mit längerer Laufzeit würde Griechenland gleichfalls mehr Zeit zur Ordnung seiner Finanzen verschaffen. Diese Variante ist zuletzt vom deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble favorisiert worden, um außer den Steuerzahlern auch die privaten Gläubiger wie Banken, Versicherer oder Pensionsfonds an den Kosten zu beteiligen. Schäuble wirbt für Laufzeiten von sieben Jahren für die neuen Bonds. Die EZB und die EU-Kommission sind gegen den Vorschlag, weil sie Ansteckungsgefahren für andere Schuldenländer wie Portugal oder Irland befürchten. Auch bei dieser Lösung würde die Schuldenlast der Regierung in Athen nicht reduziert.
Laut ISDA würde der Schritt nicht zur Fälligkeit von CDS führen, weil Griechenland niemanden zum Umtausch zwingen könne. Die Ratingagenturen haben erklärt, sie würden diese Form der Beteiligung privater Gläubiger nicht als freiwillig betrachten und das Land dann als zahlungsunfähig einstufen.
Die EZB will umstrukturierte Anleihen eigenen Angaben zufolge nicht als Sicherheit für Kredite akzeptieren. Damit drohen Banken aus Griechenland oder mit griechischen Anleihen in ihren Büchern das Vertrauen von Geldgebern zu verlieren und von internationalen Geldströmen abgeschnitten zu werden.
- Schuldenschnitt oder andere Formen der Umschuldung: Die Politik vermeidet die Diskussion darüber, eine Änderung der Bedingungen für die Geldgeber Griechenlands zu erzwingen und ihnen ohne ihre Zustimmung Verluste auf ihre Vermögenswerte abzuverlangen. Experten und Analysten sehen einen solchen Schritt aber als einzigen Weg, die Schuldenlast Griechenlands zu verringern.
Ein erzwungener Abschlag würde von der ISDA mit großer Sicherheit als Kreditereignis gewertet werden und damit die Fälligkeit von Kreditausfallversicherungen mit allen unabsehbaren Folgen auslösen. Die amerikanische Großbank Citigroup warnt, ein solcher Schritt werde das Vertrauen in das Instrument der CDS als Schutz vor Kreditausfällen untergraben. Die Ratingagenturen würden Griechenland in diesem Fall im Bereich eines Zahlungsausfalls einstufen. (reu/kle)