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Die Liebe geht durch den Nippes

Von Christina Böck

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"Naziskandal bei ,Bauer sucht Frau‘". "Skandal um erzwungene Küsse bei ,Bauer sucht Frau‘". ",Schwiegertochter gesucht‘: Ist Joan eine Heiratsschwindlerin?" Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus Schlagzeilen, die die TV-Partnersuche in den vergangenen Monaten so generiert hat.

Dabei hatte alles so unschuldig begonnen. Damals, als Rudi Carrell in "Herzblatt" die Susi oder besser, ihre körperlose Stimme, noch einmal zusammenfassen ließ, welcher Kandidat sich jetzt mit welchem billigen Anmachspruch am besten für den Ausflug im "Herzblatthubschrauber" qualifiziert hatte.

Dann kam Elizabeth T. Spira. Und zeigte, dass es ganz, beziehungsweise zumindest halbwegs normale Menschen gibt, die halt einsam sind. Und zwar gar nicht so wenige. In zwei Wochen gehen Spiras "Liebesg’schichten und Heiratssachen" in die 16. Staffel. Als sie anfing, war von Sozialporno die Rede und dass die Menschen in ihrer Einsamkeit mit all ihren kuriosen Nippesfiguren und den Akt-Ölgemälden vorgeführt werden. Darüber kann man heute nur mehr milde lächeln. In einer Zeit, da Privatsender eigene Shows erfinden, in denen besonders schwer vermittelbare "Schwiegertöchter" verhöhnt werden. Oder in der Männer dabei begleitet werden, wie sie willige Frauen aus Osteuropa einsammeln, weil die "weniger zurückreden als Hiesige".

Heute machen Onlinedating-Plattformen Rekordumsätze. Das anonyme Kennenlernen ist Alltag für viele. So analog wie bei Spira ist die Liebe selten. Kaum jemand verliebt sich mehr über das richtige Porzellantier-Kuscheltier-Verhältnis. Schade eigentlich.