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AG überholte auf der Uni Wien die Sozialisten. | Gras verlor leicht, VSStÖ massiv. | Wien. "Beten für den Weltfrieden ist out - Kompetenz ist in." Selbstbewusst und siegessicher hat sich Markus Langthaler, Spitzenkandidat der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG) für die Universität Wien, gestern bereits am frühen Abend gezeigt. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt erst von 8 der 21 Unis die Ergebnisse der Hochschülerschaftswahlen eingetrudelt waren.
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Das Rennen zwischen AG, Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) sowie den Grünen und Alternativen Studenten (Gras) um den ersten Platz war zwar auch am späten Abend noch nicht entschieden, die AG konnte jedoch immer mehr an Boden gut machen. So hat sich etwa Langthalers Vorahnung bestätigt: An der traditionell rot-grün dominierten Uni Wien konnte die AG den VSStÖ um sieben Stimmen überholen, kassierte acht Mandate und schaffte damit den Sprung auf Platz zwei hinter der Gras.
"Ich bin total glücklich"
"Ich bin total glücklich, die Studierenden haben definitiv die linke ÖH-Exekutive und die Dominanz der Gesellschaftspolitik abgewählt", sagt Samir Al-Mobayyed, AG-Spitzenkandidat auf Bundesebene, zur "Wiener Zeitung". Einen Zusammenhang mit der "großen" Bundespolitik sieht er nicht. "Wenn es damit etwas zu tun hätte, dann würde der VSStÖ sowas von abstinken", meint Al-Mobayyed in Anspielung auf die von der SPÖ versprochene Abschaffung der Studiengebühren, die dann doch nicht durchgesetzt wurde.
Auch beim VSStÖ, der im Vergleich zu den letzten ÖH-Wahlen im Jahr 2005 stimmenmäßig stark, mandatsmäßig aber nur leicht verlieren dürfte, glaubt man nicht an einen Zusammenhang mit der Politik der Bundesregierung. Spitzenkandidatin Lisa Schindler ist - ebenso wie die bisherige ÖH-Chefin Barbara Blaha - wegen der Studiengebühren aus der SPÖ ausgetreten. Doch "das war keine wahltaktische Entscheidung - ich konnte einfach nicht mehr mit der SPÖ".
In der ÖH-Wahlzentrale in der Wiener Taubstummengasse hat sich Schindler gemeinsam mit der Spitzenkandidatin des bisherigen Koalitionspartners Gras, Fanny Rasul, in eine Ecke möglichst weit weg von den jubelnden AG-Vertretern gesetzt.
Wahlbeteiligung niedrig
Bei Bier und Zigaretten starren die beiden auf ihre Telefone und warten auf gute Nachrichten. Doch der Optimismus ist fast ungebrochen: Die vorläufigen Ergebnisse würden noch lange nicht bedeuten, dass die Aktionsgemeinschaft auch wirklich in die Studenten-Regierung kommt, meint Rasul. Denn wenn heute, Freitag, endgültig die Wahlresultate der einzelnen Unis feststehen, "gibt es erst einmal Sondierungsgespräche". Zudem "kann man nicht von einem Rechtsruck sprechen, denn auch die Gras hat Stimmen gut gemacht", sagt Rasul. Weder sie noch Schindler wollen jedenfalls mit der AG koalieren, aber immerhin gebe es ja noch die Fachschaftslisten (FLÖ). Die unabhängigen FLÖ konnten nach Auszählung von 16 Unis ihre 11 Mandate halten, stimmenmäßig aber stark zulegen. Die AG hatte zu diesem Zeitpunkt 30 Prozent (19 Mandate).
Die Wahlbeteiligung stagniert weiterhin, nur jeder dritte Student hat seine Stimme abgegeben.