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Die Lizenz zum Kicken

Von Alexander Strecha

Analysen

Bundesliga-Senat 5 gibt bekannt, welche Fußball-Klubs die Lizenz erhalten. | Der heutige Freitag ist für Österreichs Profi-Fußballklubs ein wichtiger Stichtag. Denn der Senat 5 der Bundesliga gibt bekannt, welche Vereine in 1. Instanz die Lizenz für die kommende Spielsaison erhalten. Aktuell steht hinter der Spielerlaubnis von Sturm Graz ein großes Fragezeichen. Präsident Hannes Kartnig versucht krampfhaft, Sponsoren für das Finanzierungsloch von 2,75 Millionen Euro zu finden.


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Der nationale Lizenzgeber in Österreich in Sachen Fußball (T-Mobile-Bundesliga und Red Zac Erste Liga) ist die Bundesliga. Sie orientiert sich an den Vorgaben des europäischen Verbandes (Uefa). In einzelnen Bereichen sind die rot-weiß-roten Regeln sogar strenger als die europäischen, wird mehr gefordert als nur die Mindeststandards. Das Ziel der Lizenzierung ist, dass die Klubs unter einheitlichen Normen mehr Qualität in den Bereichen Sport, Infrastruktur, Personal und Administration, Recht sowie Finanzen vorweisen können. Wer in diesen Punkten auch brav entspricht, der darf an nationalen sowie internationalen Bewerben teilnehmen.

Wer aber glaubt, dass die Finanzen dadurch bei allen Klubs in Ordnung sind, der irrt gewaltig. Denn wäre nicht Mäzen Frank Stronach in den letzten Jahren bei so manchem Klub mit einem Zuschuss in die Bresche gesprungen, die Liga bestünde heute nur noch aus ganz wenigen Vereinen. Abgesehen davon wurde von Seiten der Bundesliga auch schon einmal ein Auge zugedrückt.

Die Art und Weise, wie so mancher Verein im Instanzenweg doch noch eine Lizenz bekam, ist schon abenteuerlich. Plötzlich traten aus dem Nichts Bürgen auf oder wurde eine Bankgarantie aus einer Schublade gezaubert. Dem Senat 5 sind dann die Hände gebunden, er kann nur die vorliegenden Unterlagen behandeln und absegnen, sofern das Budget steht. Wie die Finanzgebarung bei manchem Verein ein halbes Jahr nach Erteilung der Lizenz aussieht, ist wieder eine andere Sache.

Der große Finanzcrash geschah im Jahr 2002, als der österreichische Fußball-Meister FC Tirol einen Schuldenberg von 33 Millionen Schilling angehäuft hatte. Die Bundesliga verweigerte dem Verein die Lizenz ebenso wie Bregenz, Wörgl und Untersiebenbrunn für die Saison 2005/06. In der Schweiz, dem Austragungs-Partner für die Euro 2008, wurde heuer fünf Klubs der ersten und zweiten Spielklasse die Lizenz zum Kicken abgesprochen.

Erhält Sturm Graz heute vom Senat 5 nicht die Lizenz für die kommende Meisterschaft, dann ist das Spiel für die Grazer noch nicht endgültig abgepfiffen. Bis 8. Mai kann Präsident Kartnig noch Unterlagen nachreichen, die vom Protestkomitee am 15. Mai in zweiter Instanz beurteilt werden. Als dritte und letzte Instanz bliebe immer noch eine Klage (Frist: 24. Mai) beim Ständigen Neutralen Schiedsgericht, das bis zum 31. Mai ein Urteil fällen muss.