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Eine Überraschung war es nicht: Kulturminister Josef Ostermayer hat die Direktionszeit von Robert Meyer um weitere fünf Jahre verlängert. Sozusagen wegen guter Führung. Geht der Volksopernchef danach wirklich in Pension, wird er das Haus 15 Jahre geleitet haben: eine Zeitspanne, in der ein Kind zum lebenshungrigen Teenager heranwächst.
Ein gewisses Wachstum ist auch in der Ära Meyer zu erkennen. Wobei der beliebte Burgschauspieler am Währinger Gürtel natürlich nicht bei null beginnen musste. Er fand hier aber ein zumindest unsortiertes Repertoire vor, das Ausfluss einer unklaren Mission war. Meyer hat diese vor allem in Richtung leichte Muse getrimmt, was im Sinne einer Profilbildung durchaus löblich war. Und es ist ihm auch anzurechnen, dass er einige gute Handwerker verpflichtet hat: Komödienexperten wie Josef E. Köpplinger, Kapellmeister wie Alfred Eschwé oder Lorenz C. Aichner. Wenn man so will, ist die Ära Meyer die Fortsetzung der Prawy’schen Offensive für klassische Musicals und Operetten im großen, gediegenen Stil - nicht ungut in einer Zeit, da neue Musicals zu Hightech-Pomp und Retorten-Pop neigen.
Zu wünschen wäre freilich auch, dass die Volksoper Defizite angeht. Wiewohl ihr Ensemble auch schöne Stimmen birgt, sind ihrer doch oft zu wenige im Einsatz, um der Wiener Bühnenkonkurrenz akustisch Paroli zu bieten. Und auch für einen Coup auf dem Feld der klassischen Oper wäre es durchaus einmal wieder an der Zeit. Der Anspruch, Volksoper im buchstäblichen Sinne zu sein, ließe sich ja nicht nur mit Komödien einlösen - so munter sie auch vom Währinger Fließband purzeln.